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Unani – die „Königin der Medizin“ (Teil 2)

Archivmeldung vom 20.02.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ein italienisches Fresko (13. Jh.) zeigt Hippokrates und Galen im Gespräch, obwohl sie 500 Jahre trennen
Ein italienisches Fresko (13. Jh.) zeigt Hippokrates und Galen im Gespräch, obwohl sie 500 Jahre trennen

Ptolemäus, ein General von Alexander dem Großen, gründete 331 v. Chr. in Unterägypten das berühmte Alexandria und machte es zur Hauptstadt seines Reiches. Schnell versammelten sich dort die berühmtesten Philosophen, Wissenschaftler und Ärzte.

Viel lernte man von den ägyptischen Priestern und Gelehrten und vieles wurde niedergeschrieben und an jeden weitergegeben, der lernen und studieren wollte. Mit ihren über 700’000 Manuskripten war die Bibliothek von Alexandria der größte Hort des Wissens der damaligen Zeit. Es erblühten auch zwei medizinische Schulen: zuerst die Schule von Knidos (Hafenstadt im Südwesten der heutigen Türkei) und wenige Jahre später, wegen eines wissenschaftlichen Disputes, die Schule von Kos, der Geburtsinsel von Hippokrates, dem „Vater der Medizin“. Sokrates, Plato, Pythagoras und ihre Schüler prägten dieser großartigen kulturellen Abenteuerreise ebenfalls ihren Stempel auf.
Der Aufstieg des römischen Imperiums unterbrach diese Entwicklung, allerdings nur für kurze Zeit, weil sich die Römer ausschließlich für politische und militärische Themen und die dazugehörige Literatur interessierten. In allen anderen Belangen verließen sie sich völlig auf die unterworfenen Fremden, allen voran die griechischen Ärzte und Wissenschaftler. In den darauffolgenden Jahrhunderten trugen viele von ihnen zum Bau dieses kulturellen Monumentes bei, doch unter ihnen sticht der im zweiten Jahrhundert lebende griechische Arzt Galenus von Pergamon (heute Bergama, Türkei) mit seinen unschätzbaren Werken hervor. Hippokrates und viele seiner Wegbereiter folgten der Lehre der vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Er schloss sich der pythagoräischen Viersäftelehre an und beschrieb ausführlich die Wechselwirkung zwischen den vier Elementen, den vier Körpersäften und den menschlichen Temperamenten oder Gemütstypen. Es gilt, die Harmonie zwischen diesen Körpersäften (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) zu erhalten, weil dies die Grundvoraussetzung für Gesundheit ist.
Eine weitere wichtige von Hippokrates entwickelte Theorie ist die Physis (der Organismus in seiner Ganzheit), wonach das Leben als gegenseitige Wechselbeziehung zwischen dem Organismus und seiner Umwelt betrachtet wird. Der Organismus nimmt sich aus seiner Umwelt, was er zum Leben braucht und weist das Unnötige zurück. Diese Wechselwirkung kann die Ursache für Gesundheit oder Krankheit sein. Eine gute Verdauung (Pepsis) der Umwelt hält den Körper gesund, doch eine Verdauungsstörung (Dyspepsie) bewirkt eine unstabile Situation im Körper, die zu Krankheit führt.
Dabei werden sämtliche Umwelteinflüsse mit einbezogen. Die Veränderung der Jahreszeiten löst Ungleichgewichte im Temperament aus, was saisonale Krankheiten wie Grippe und Erkältungen auslöst. Das Klima, örtliche Veränderungen, Alltagsgewohnheiten wie Schlaf und Arbeit, Gefühle etc. wirken alle auf das humorale System der vier Körpersäfte ein und müssen deshalb beachtet werden, will man den eigentlichen Grund einer Krankheit herausfinden. Doch Hippokrates drang nicht nur auf eine minutiöse Beobachtungsgabe, sondern schrieb auch einen hohen ethischen Standard fest, dem sich die Ärzte bis heute verpflichten sollen (Eid des Hippokrates).

Die islamische Ära

Es waren die Araber, welche die griechischen Kulturschätze bewahrten, weiter entwickelten und in der ganzen Welt verbreiteten. Dieses Verdienst kann man ihnen nicht hoch genug anrechnen. Das Jahrhundert vor der Gründung des Islam stellt eine der bemerkenswertesten Perioden in der arabischen Geschichte dar. Damals begann eine Ära großer kultureller, philosophischer und wissenschaftlicher Fortschritte. Am Anfang stand die Poesie. So wurden in Mekka jedes Jahr Wettstreite in der Dichtkunst abgehalten und die besten Gedichte mit goldenen Lettern an die Tore der Kaaba geheftet. In der Mitte des sechsten Jahrhunderts reiste Harith Ben Caldah nach Persien, um dort sein medizinisches Wissen mit der persischen Praxis und Lehre zu bereichern. Man kann ihn als einen der ersten arabischen Ärzte bezeichnen. Viele gehörten zu seinen Schülern, darunter auch sein Sohn und sogar der Prophet Mohammed. Harith Ben Caldah lehrte vor allem Empfehlungen für Nahrungsmittel, Sauberkeitsvorschriften bezüglich Essen, Trinken und Körperpflege sowie Verhaltensregeln für den Alltag. Diese Empfehlungen sind bis auf den heutigen Tag das Fundament für ein gesundes Leben.
Mit dem Beginn des Islam erwachte das Interesse an religiösen und politischen Fragen, und mit ihm ein neues Leben im Nahen Osten und an den südlichen Gestaden des Mittelmeeres. Es öffnete die Tore weit für Gelehrte aus allen Regionen, um ihren wissenschaftlichen Studien nachzugehen. Als das Herrschergeschlecht der Ommayaden im achten Jahrhundert von Damaskus aus über ein riesiges Reich herrschten, das von Spanien über Nordafrika bis nach Persien reichte, begannen die Kalifen, auf künstlerischem, kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet miteinander zu wetteifern. Von überall her zog es Männer des Wissens nach Damaskus, um dort ihre Forschungen voranzutreiben. Die Großzügigkeit dieser Kalifen war legendär.
Ein Jahrhundert später erkämpften sich die Abbasiden den Thron und verlegten ihre Hauptstadt nach Bagdad. Griechen, Inder, Perser und viele andere reisten nun nach Bagdad, um mit den Arabern zusammen eine neue kulturelle und wissenschaftliche Bewegung zu schaffen. Dieser Schmelztiegel sollte eine der fruchtbarsten Perioden der Geschichte einleiten. Jedes interessante Werk aus allen Herren Ländern wurde ins Arabische übersetzt, allen voran griechische, aber auch indische und persische Manuskripte. So häuften sich die Araber eine unvorstellbare Menge Wissen an.

(von Hassan Halaby)

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