Mentale Balance bewahren: Tipps für den Umgang mit Informationsflut und Entspannungstechniken
In einer Welt voller ständig wechselnder Nachrichten und Informationen ist es oft schwierig, die mentale Balance zu bewahren. Prof. Dr. Ralph Hertwig erklärt, wie bewusstes Nichtwissen und gezielte Pausen helfen können, mit dem täglichen Informationsüberfluss klarzukommen. Zudem geben wir praktische Entspannungstipps, um sich bei Überforderung wieder zu zentrieren und ruhig zu bleiben.
Der bekannte Psychologe und Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, Prof. Dr. Ralph Hertwig, betont in einem Gespräch mit dem Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau", dass Wissen zwar eine mächtige Ressource darstellt, jedoch Unwissenheit in bestimmten Fällen gesünder sein kann – vorausgesetzt, es handelt sich um eine bewusste Entscheidung, Informationen zu meiden. Er beschreibt, dass es in der heutigen Zeit, besonders durch die Vielzahl an Informationen im Internet, oft überwältigend wirken kann. „Manchmal scheinen uns die schlechten Nachrichten zu erschlagen. Dazu kommt vor allem im Internet ein Ozean von Informationen. In diesem Kontext ist gewolltes Nichtwissen eine hilfreiche Fähigkeit“, erklärt Hertwig.
Hertwig, der sich intensiv mit der Psychologie der menschlichen Entscheidungsfindung beschäftigt, warnt vor der enormen Menge an Informationen, die täglich auf uns einströmen, insbesondere im Internet. Er hebt hervor, wie wichtig es ist, die Qualität von Informationen zu hinterfragen und gezielt zwischen verlässlichen und fehlerhaften Quellen zu unterscheiden. Anstatt sich von einer Flut an beunruhigenden Nachrichten und verstörenden Bildern überfluten zu lassen, rät Hertwig, sich bewusst zu informieren – vorzugsweise über seriöse und vertrauenswürdige Quellen. "Wir müssen zwischen verlässlichen und falschen Informationen
unterscheiden. Genauso zwischen vertrauenswürdigen Quellen und jenen,
die es nicht sind. Das ist manchmal nicht leicht", urteilt er. Durch eine solche kontrollierte Informationsaufnahme könne man gezielt die eigenen mentalen Ressourcen schonen und sich vor unnötigem Stress schützen. "Es ist wichtig, dass wir mit unseren eigenen Verarbeitungskapazitäten sorgsam haushalten", fügt er hinzu.
Tipps bei Reizüberflutung
Bewusste Pausen vom Medienkonsum
Es empfiehlt sich bewusst vom ständigen Konsum von Nachrichten und sozialen Medien zu distanzieren, zum Beispiel indem man sich feste Zeiten setzt, in denen man bewusst offline ist. Ebenfalls hilfreich ist, dass man gezielt und dosiert Nachrichten konsumiert, wodurch sich die ständige Reizüberflutung vermeiden lassen kann. So bleibt mehr Raum für Entspannung und weniger Raum für unnötige Sorgen.
Die „5-Minuten-Regel“
Eine einfache Methode, um nicht von der Informationsflut überwältigt zu werden, ist die sogenannte „5-Minuten-Regel“. Wenn man merkt, dass eine Nachricht emotional zu stark auf einen wirkt, sollte man sich eine kurze Auszeit nehmen – für mindestens fünf Minuten. In dieser Zeit kann man bewusst tief durchatmen und den Kopf frei bekommen, um nicht in negativen Gedanken zu versinken.
Entspannungsübungen für mehr Ausgeglichenheit
Wenn es mal zu viel wird und der Kopf überzulaufen scheint, können einfache Entspannungsübungen helfen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und die eigene Mitte zu finden:
Tiefe Bauchatmung
Eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um sofort zu entspannen, ist die tiefe Bauchatmung. Setzen Sie sich bequem hin, legen Sie eine Hand auf den Bauch und atmen Sie langsam und tief ein, sodass sich der Bauch hebt. Halten Sie kurz die Luft an und atmen Sie dann langsam und gleichmäßig wieder aus. Wiederholen Sie diese Übung für etwa 5 bis 10 Minuten. Sie hilft, den Puls zu senken und die Gedanken zu beruhigen.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Diese Jacobson - Methode hilft, Verspannungen im Körper zu lösen, die durch Stress und Überlastung entstehen und wird sogar von Krankenkassen empfohlen. Dabei werden einzelne Muskelgruppen gezielt angespannt und anschließend entspannt. Beginnen Sie mit den Füßen und arbeiten Sie sich langsam nach oben über die Beine, den Bauch, die Arme und den Kopf. Achten Sie darauf, dass Sie bei jeder Muskelgruppe die Spannung für etwa 5 Sekunden halten, bevor Sie sie bewusst lösen. Diese Technik fördert die körperliche Entspannung und sorgt für eine klare, entspannte Haltung.
Meditation und Achtsamkeit
Ein weiterer effektiver Weg, sich von der Informationsflut zu distanzieren und innerlich zur Ruhe zu kommen, ist Meditation. Eine einfache Achtsamkeitsübung ist es, sich für einige Minuten ruhig hinzusetzen, die Augen zu schließen und sich auf den eigenen Atem zu konzentrieren. Dabei sollte man alle Gedanken, die kommen, bewusst wahrnehmen, aber nicht bewerten. Ziel ist es, sich vom ständigen Gedankenkarussell zu lösen und im Hier und Jetzt anzukommen.
Fazit
Indem wir uns bewusste Pausen vom ständigen Konsum von beunruhigenden Nachrichten nehmen und unsere mentale Hygiene pflegen, können wir besser mit der täglichen Informationsflut umgehen. Gleichzeitig helfen Entspannungsübungen dabei, uns zu zentrieren und die innere Balance zu wahren – gerade dann, wenn die Welt um uns herum zu laut und chaotisch wird.
Quelle: ExtremNews