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Vorsicht bei Medikamenten in der Schwangerschaft: Kartoffelwickel statt Schmerzmittel

Archivmeldung vom 07.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
Bild: Andrea Damm / pixelio.de

Wenn in der Schwangerschaft der Bauch rumort, der Hals kratzt oder der Kopf schmerzt, sollte der Griff in den Medikamentenschrank gut überlegt sein. Denn: Fast alle Wirkstoffe gelangen über die Plazenta in den Blutkreislauf des Ungeborenen und manche können möglicherweise sein Wachstum stören oder zu Fehlbildungen führen. Zwar sind Arzneimittel mit Baby im Bauch nicht komplett verboten, aber oft gibt es bei leichten gesundheitlichen Beschwerden gute Alternativen.

"Bei allen Arten von Atemwegsinfektionen ist es wichtig, ausreichend zu trinken", sagt Gynäkologe Dr. Dankwart Rachor vom Ärztezentrum der Techniker Krankenkasse (TK). Am besten geeignet sind warmer Tee oder heiße Zitrone. Oft bringt das Inhalieren von Kochsalzlösung mittels eines Verneblers ebenfalls Linderung. Säfte auf pflanzlicher Basis wie Efeu oder Thymian sind meistens erlaubt, aber auch bei diesen Kräuterextrakten sollte man vor der Einnahme den Arzt fragen. Schleimlösende Medikamente wie Acetylcystein (ACC) sollten erst nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden.

Ein altes Hausmittel bei Bronchitis und Halsschmerzen sind warme Kartoffelwickel. Dazu kocht man Kartoffeln mit der Schale und legt sie auf die Hälfte eines sauberen Küchenhandtuchs. Die andere Hälfte des Tuches darüber schlagen und die Kartoffeln zerdrücken. Danach in ein weiteres Tuch einschlagen und den Wickel auf die Brust beziehungsweise den Hals legen. Unbedingt vorher vorsichtig die Temperatur mit dem Unterarm prüfen, damit man sich nicht verbrennt. "Vorsicht ist bei den gängigen Nasensprays geboten", so Rachor. Die darin enthaltenen abschwellenden Substanzen wirken gefäßverengend und können bei unsachgemäßer Anwendung über ihre Wirkung auf die Gebärmutter die Blutversorgung des Kindes einschränken. Bei Fieber unter 39 Grad ist häufig Bettruhe die beste Therapie. In der Phase des Schwitzens sind auch feucht-kühle Wadenwickel hilfreich. Dazu taucht man ein Tuch in kaltes Wasser, wickelt es um die Waden und wickelt ein trockenes Handtuch darüber. Gut zudecken! Grundsätzlich ist Fieber über 39 Grad oder anhaltendes Fieber immer ein Grund, den Arzt aufzusuchen.

Die häufigsten Probleme in den ersten Monaten der Schwangerschaft sind Übelkeit und Erbrechen. "Dagegen helfen ein kleines Frühstück im Bett schon vor dem Aufstehen und öfters kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt", sagt Rachor. Am besten intensive Gerüche vermeiden und viel trinken. Mit Beginn des vierten Schwangerschaftsmonats tritt meist eine spontane Besserung ein. Den Arzt sollte man unbedingt aufsuchen, wenn man jeden Tag häufiger als viermal erbrechen muss oder stark an Gewicht verliert. Durch die Hormonveränderung wird oftmals auch der Darm träge und es kann zu Verstopfung kommen. Oft hilft es bereits, die Ernährung umzustellen: etwa zwei Liter pro Tag trinken sowie Obst, Gemüse, Vollkornbrot und Backpflaumen oder eingeweichte Leinsamen essen. Stopfende Nahrungsmittel wie Bananen oder Schokolade sollte man meiden. Außerdem hilft es, sich so viel wie möglich zu bewegen. Vor allem gegen Ende der Schwangerschaft kämpfen viele werdende Mütter mit Rückenschmerzen. Dagegen helfen sanfte Gymnastikübungen. Linderung bringen auch Wärmflaschen oder warme Bäder.

Wer dennoch Arzneien benötigt, sollte die Anwendung mit seinem betreuenden Arzt besprechen. Das gilt auch für rezeptfreie Medikamente wie Kopfschmerz- oder Abführmittel. "So sollte Acetylsalicylsäure (Aspirin) beispielsweise nicht eingenommen werden, da es im letzten Drittel der Schwangerschaft die Blutungsneigung erhöht und sich der Geburtsvorgang deutlich verzögern kann, weil die Wehentätigkeit gehemmt wird", erläutert Dr. Dankwart Rachor.

Trotz aller Zurückhaltung gibt es einige gebräuchliche Medikamente, die mit großer Wahrscheinlichkeit in Rücksprache mit dem Arzt auch während der Schwangerschaft eingenommen werden dürfen. Chronische Krankheiten wie Asthma, Diabetes, Epilepsie oder etwa Schilddrüsenerkrankungen müssen auch in der Schwangerschaft weiterbehandelt werden. Wer sich Kinder wünscht, sollte sich möglichst rechtzeitig mit dem Arzt beraten, ob die verordneten Medikamente für das Ungeborene schädlich sind. Meistens gibt es verträglichere Alternativen und man kann gegebenenfalls schon vor der Schwangerschaft auf ein geeignetes Präparat umstellen.

Quelle: TK Techniker Krankenkasse

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