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ENISA warnt vor alarmierendem Anstieg der Geldautomatenkriminalität

Archivmeldung vom 08.09.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.09.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Da die Kosten, die in Europa jährlich durch Geldautomatenkriminalität verursacht werden, fast die 500-Mio.-Euro Grenze erreicht haben, drängt die ENISA, die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit, Benutzer dazu, sich mehr über die Risiken bewusst zu sein und Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen, um persönliche Verluste zu vermeiden.

Die schnelle Zunahme der Anzahl an Geldautomaten sowie immer ausgeklügeltere Methoden und Betrugsversuche haben im Jahr 2008 zu einem alarmierenden Anstieg der Kriminalitätsrate von 149 % geführt.

Diese beunruhigenden Ergebnisse werden zusammen mit anderen Informationen und Fallstudien, welche die verschiedenen Kriminalitätsfälle bei Geldautomaten und Empfehlungen für das Erkennen und das Vermeiden von diesen umfassen, diese Woche in einem ENISA-Bericht mit dem Titel "ATM Crime: "ATM Crime: Overview of the European situation and golden rules on how to avoid it" ("Geldautomatenkriminalität: Überblick über die Situation in Europa und die wichtigsten Regeln, um Verbrechen zu verhindern") veröffentlicht.

Die Anzahl der Geldautomaten in Europa ist im letzten Jahr um 6 % auf fast 400.000 gestiegen. Davon stehen viele in abgelegenen Standorten, so z. B. in kleinen Lebensmittelmärkten, an Flughäfen und an Tankstellen. 72 % der europäischen Geldautomaten befinden sich in nur 5 Ländern: Grossbritannien, Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien.

Illegales Geldabheben an Geldautomaten ist immer noch die bevorzugte Methode für Kriminelle, die sich PIN-Nummern mithilfe verschiedener Techniken, wie beispielsweise "Über-die-Schulter-Sehen" oder komplexe Skimming-Techniken, beschaffen. Dies kann mittels einer kleinen Überwachungskamera geschehen, einem falschen PIN-Overlay oder mithilfe falscher Bankautomaten. Mehr und mehr wird auch die Blue-Tooth-Wireless-Technologie angewandt, um Karten- und PIN-Nummern-Details zu einem Laptop in der Nähe zu übermitteln. Allein im Jahr 2008 gab es insgesamt 10.302 nachgewiesene Skimming-Vorfälle in Europa.

Zu den anderen Methoden, die angewandt werden, um Geld zu stehlen, gehören das Einziehen der Karte, die daraufhin stecken bleibt, um später vom Betrüger herausgeholt zu werden; das Anhalten des Abhebens in der Mitte der Transaktion, die dann zu Ende geführt wird, wenn das Opfer gegangen ist; und selbst das Festhalten von Geld im Automaten gehört zu den gängigen Methoden. Organisierte kriminelle Gruppen benutzen auch ausgeklügelte Phishing-Techniken und hacken sich in das Bankcomputersystem und in Websites ein, um PIN- und Kontoinformationen zu erhalten.

Die Anzahl der Geldautomaten-Diebstähle und der körperlichen Übergriffe sind innerhalb der letzten 12 Monate ebenfalls um 32 % gestiegen. Dabei wurden Raubüberfälle durch das Rammen mit einem Fahrzeug, mittels Explosionen, mithilfe von Kreissägen, Sauerstofflanzen oder Diamantbohrern durchgeführt.

"Geldautomaten sind für Kriminelle besonders interessant, da sie Banknoten enthalten; und die Bankkarten geben den Dieben Zugang zum Bankkonto des Kunden", erklärt Andrea Pirotti, geschäftsführender Direktor der ENISA. "Es ist zu erwarten, dass Geldautomaten in der Zukunft sogar noch attraktiver werden, da die neueste Generation der Geldautomaten so konstruiert ist, dass sie auch andere Dienstleistungen und Produkte, wie das Aufladen von Mobiltelefonen und den Verkauf von Briefmarken, anbieten. Gegen Geldautomatenkriminalität kann in erster Linie mit einem erhöhten Bewusstsein für Risiken vorgegangen werden. Wenn dieses vorhanden ist, können Kunden einfache Vorsichtsmassnahmen treffen, indem sie ihre PIN bei der Eingabe abdecken oder wachsam sind, um eventuell manipulierte Geldautomaten oder ungewöhnlichen Aktivitäten wahrzunehmen."

Der diese Woche durch die ENISA veröffentlichte Bericht empfiehlt, dass weiterführende Informationen und Hinweise auf nationaler Ebene von den EU-Mitgliedsstaaten über die Banken, Finanzinstitutionen, Zahlungssysteme und über Exekutivorgane verbreitet werden. Als Teil dieses Prozesses hat die ENISA eine Liste mit goldenen Regeln für maximalen Schutz mit minimalem Aufwand erstellt.

Die wichtigsten ENISA-Regeln

Auswahl des Geldautomaten

1) Benutzen Sie keine Geldautomaten, die mit spezieller Beschilderung oder Warnungen ausgezeichnet sind

2) Versuchen Sie, Geldautomaten in Banken zu benutzen

3) Benutzen Sie keine freistehenden Geldautomaten

Umgebung

4) Benutzen Sie einen Geldautomaten, der gut sichtbar und gut ausgeleuchtet ist

5) Seien Sie wachsam bei Fremden und stellen Sie sicher, dass diese sich in ausreichender Distanz befinden Transaktionen durchführen

6) Sehen Sie sich die Front des Automaten genau an und suchen Sie nach Anzeichen von Manipulationen

7) Sehen Sie sich das Kartenlesegerät genau an und suchen Sie nach Zeichen von hinzugefügten Geräten

8) Suchen Sie nach Unterschieden oder nach ungewöhnlichen Anzeichen beim PIN-Pad des Geldautomaten

9) Sehen Sie nach, ob zusätzliche Kameras angebracht sind

10) Schützen Sie Ihre PIN, indem Sie nahe am Geldautomaten stehen Und das Eingabefeld abdecken

11) Melden Sie eingezogene Karten sofort

12) Seien Sie vorsichtig bei Geldautomaten, die kein Bargeld ausgeben und bei Geldautomaten, die nicht von Banken aufgestellt wurden und keine Gebühren nehmen

Kontoauszüge

13) Überprüfen Sie regelmässig Ihre Kontoauszüge

14) Melden Sie sofort jegliche auffälligen Aktivitäten

"Informationssicherheit hat sich zu lange nur auf technische Lösungen zur Maximierung des Schutzes beschränkt", führte Pirotti weiter aus. "Bei den meisten Geldautomatenverbrechen wird der menschliche Faktor ausgenutzt. Karteninhaber müssen sich mehr über die Risiken, denen sie ausgesetzt sind, bewusst sein und müssen wissen, wie sie den Betrug verhindern können. Wir hoffen, dass dieser jüngste Bericht der Beginn eines kontinuierlichen Prozesses sein wird, der die Aufmerksamkeit erhöht und der die anwachsenden Kosten der Geldautomatenkriminalität reduzieren wird."

Quelle: ENISA (Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit)

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