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Fußballkonten sind keine lohnende Geldanlage

Archivmeldung vom 22.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat insgesamt fünf Bankprodukte für Fußballfans durchrechnen lassen.

„Mehr Tore mehr Geld - sparen mit dem FC Bayern lohnt sich besonders.” Auch diese Saison buhlen Banken wieder um Fußballfans. Die sollen von den Erfolgen ihrer Lieblingsmannschaften profitieren.

Je mehr Punkte oder Tore ein Verein erzielt, desto mehr Zinsen winken den Sparern.  Zur Grundverzinsung kommt ein erfolgsabhängiger Bonus hinzu.

Die Produkte ähneln dabei einem Sparbuch oder haben Festgeld-Charakter. Obendrein lockt meist die Extra-Verlosung von Merchandising-Artikeln und Stadion-Karten. Mal bestehen die Geldinstitute auf einer Mindesteinlage zwischen 50 und 500 Euro, mal ist man bereits mit einem Euro dabei.

Haben die Kicker-Karten das Potenzial zum Prozente-Meister? Um das zu klären, hat die Verbraucherzentrale NRW fünf Finanzprodukte aus der vergangenen Saison von den Herausgebern durchrechnen lassen.

Dazu gehörten die FC Bayern München Sparkarte der Hypovereinsbank, der Werder Bremen Champions Zins der Citibank sowie die Schwarzgelbe Karte (Borussia Dortmund) der Spardabanken West und Münster. Ebenfalls im Blickfeld: die FC Schalke 04 SparCard und die vom 1. FC Nürnberg.

Beide werden von einem Konsortium regionaler Volks- und Raiffeisenbanken vertrieben.

Verglichen wurde jeweils eine Anlage von 2500 und 10.000 Euro: mit der Prämisse, dass die Summe während der gesamten Saison auf dem Konto geblieben war. Und siehe da: Die Wahrheit ist entgegen einer Weisheit des ehemaligen Dortmunder Trainers Adi Preißler nicht auf’m Platz, sondern auf’m Konto.

Mit dem sportlichen Erfolg der Mannschaft jedenfalls haben die Fan- und Funprodukte im Vergleich untereinander nichts zu tun.

Wer vor der Saison 2007/2008 beispielsweise 2500 Euro in die Schwarzgelbe Karte des dreizehnten der Bundesliga, Borussia Dortmund, investiert hatte, durfte sich in diesem Sommer über Zinserträge von 77,47 Euro freuen.

Dieselbe Summe auf der Sparkarte des souveränen Meisters und Pokalsiegers Bayern München angelegt, hätte hingegen gerade mal 56,67 Euro gebracht.

Erhebliche Unterschiede gab es auch beim entscheidenden Kriterium: dem effektiven Jahreszins. Hier landete Werder Bremen im Bunde mit der Citibank mit deutlichem Abstand auf dem Spitzenplatz. Der „Werder Champions Zins” brachte immerhin 3,91 Prozent per anno.

Schon wesentlich schwächer entpuppte sich auf dem zweiten Platz die Schwarzgelbe Karte mit 3,1 Prozent. Weit dahinter landete ein Magerzins-Trio: die Bayern-Karte (2,27 Prozent), die Schalke-04-Karte (2,2 Prozent) sowie die des 1.FC Nürnberg (1,77 Prozent).

Nur etwas kleiner waren die Abstände des Trios bei Anlagebeträgen von 10.000 Euro. Bayern beispielsweise holte hier auf Werder und Dortmund einen schlappen halben Prozentpunkt auf.

Der Grund: Während die letzten drei der Zinstabelle die Grundverzinsung bei höheren Beträgen anheben und so auf 1,3 bis 2,15 Prozent (Hypovereinsbank) kommen, bleibt die Grundverzinsung bei Citibank (3 Prozent) und Spardabanken (2,5 Prozent) unabhängig von der Höhe der Einlage gleich.

Andere Spielzüge der Banken sind dagegen kaum nachvollziehbar: wenn etwa die Schalke-Card mit jedem Heimspielpunkt 0,02 Prozent mehr Zinsen bringt, dann ist es entscheidend, ob die Masse der Punkte zu Saisonbeginn oder im Endspurt eingefahren und dem Sparer früher oder später zugeschlagen wird.

Auf diese Art bleibt die Bonusverzinsung für den Fan so rätselhaft wie die Spielregel des passiven Abseits. Noch unklarer ist das bei der Schwarzgelben Karte. Tor um Tor, in einem Wochenendspiel erzielt, steigt der Grundzins von 2,5 Prozent um einen halben Punkt – allerdings nur bis zum nächsten Wochenendspiel.

Tritt der Verein hingegen am Mittwoch an, zählen die erzielten Tore nicht. Geknausert wird in der Winterpause, meist von Mitte Dezember bis Anfang Februar. Denn Bonuszinsen gewähren die Spardabanken „höchstens bis zum Ende eines Kalenderhalbjahrs”. Das heißt: Im Januar gingen Anleger leer aus.

Als pure Alberei darf der Meisterbonus von „fünf Prozent” (für einen Monat) bezeichnet werden, den die Volksbanken den Nürnberg-Fans in Aussicht stellten. Für Fußball-Laien: Der 1. FC Nürnberg gehörte zu den drei Absteigern in die Zweite Liga.

Einfacher ist es da, eine profitablere Geldanlage als Fußballkonten zu finden. Wer sein Geld beispielsweise im Juli letzten Jahres auf ein schlichtes Tagesgeldkonto gelegt hat, kann sich heute über einen Zuwachs von 3,3 bis vier Prozent freuen. Vier Prozent bedeuten immerhin 100 Euro Zins bei 2500 Euro Spareinlage.

Festgeldkonten mit einjähriger Laufzeit schafften bei einer Reihe von Geldinstituten gar eine Verzinsung von weit über vier Prozent.

Fußballkonten eignen sich deshalb für Thomas Bieler „in der Regel nicht als rentable Geldanlage”. Der Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW rät stets dazu, „Zinsjagd und Fan-Enthusiasmus zu trennen”.

Ein Rat, den offensichtlich nun die Citibank beherzigt hat. In dieser Saison nämlich müssen Anlagewillige vergebens nach der Werder-Karte suchen, die sich im vergangenen Jahr so prächtig im Vergleich zur Konkurrenz geschlagen hat. Die Vermutung: Die Bank hat sich mit dem Fan-Konto etwas verspekuliert.

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