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Wie ehrlich man beim Bewerbungsgespräch sein muss

Archivmeldung vom 12.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ehrlich währt am längsten, sagt der Volksmund. Aber gilt das auch für Bewerbungsgespräche, zum Beispiel wenn man schwanger ist oder eine Krankheit hat?

Viele Jobsuchende haben Angst, dass der Arbeitgeber sich für jemand anderen entscheidet, wenn man zu ehrlich ist. Gerade Frauen sind oft hin- und hergerissen, wenn sie im Bewerbungsgespräch sagen sollen, ob sie sich ein Kind wünschen. Doch sie sollten sich nicht unter Druck setzen lassen, empfiehlt Peter Kanzler, Chefredakteur der Apotheken Umschau:

"Die Schwangerschaft ist ein Sonderfall und unterliegt einem besonderen gesetzlichen Schutz. Der Arbeitgeber darf nicht fragen, ob man schwanger ist und er darf auch nicht fragen, ob man sich Kinder wünscht. Wenn diese Frage trotzdem im Bewerbungsgespräch gestellt wird, dürfen Sie zur Notlüge greifen, das ist nicht strafbar. Und selbst wenn Sie schwanger sind, dürfen Sie das verschweigen."

Ein ähnlicher Schutz gilt für Bewerber, die krank sind. Ob und wie viel sie dem potenziellen Arbeitgeber über ihre Krankheit verraten, entscheiden sie selbst:

"Der Arbeitgeber darf keine gesundheitsbezogenen Fragen stellen und der Bewerber muss auch keine Krankheiten nennen. Aber es gibt auch da Sonderfälle: Wenn man zum Beispiel einen Job annehmen möchte, der eventuell damit verbunden ist, dass man diesen nur gesund ausüben kann, dann muss man die Krankheit auf Nachfrage nennen. Das gilt zum Beispiel für Busfahrer, die Diabetiker sind, aber auch für Dachdecker, die ab und zu unter Schwindelanfällen leiden."

Wer seine Krankheit verschweigt, macht sich nicht strafbar. Trotzdem kann es klüger sein, schon im Bewerbungsgespräch alle Fakten auf den Tisch zu bringen:

"Das kommt auf die Situation an. Man ist - wie schon gesagt - nicht verpflichtet, die Krankheit zu nennen. Aber wenn ein Chef irgendwann dahinter kommt, dass man regelmäßig unter epileptischen Anfällen leidet, dann fühlt er sich vielleicht hintergangen. Ich plädiere dafür, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen."

Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaft über kurz oder lang wesentlich toleranter gegenüber chronisch kranken oder behinderten Mitarbeitern werden wird. Hintergrund dafür ist laut Apotheken Umschau der Fachkräftemangel, der sich bereits jetzt abzeichnet und der sich durch die geburtenschwachen Jahrgänge noch verschärfen wird.

Quelle: Wort und Bild "Apotheken Umschau"

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