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Wildunfälle vermeiden: Besser bremsen als ausweichen

Archivmeldung vom 09.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild:     Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.
Bild: Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.

Die Tage werden immer kürzer und die Dämmerung fällt genau in die Zeiten des Berufsverkehrs. Dadurch steigt die Gefahr von Wildunfällen, denn Rehe, Wildschweine und Co. richten sich bei ihrer Futtersuche nach diesen Tageszeiten. Besonders gefährlich ist es morgens zwischen 6 und 8 Uhr.

Auf der Suche nach Nahrung für den nötigen Winterspeck überqueren sie Straßen und können dort zur tödlichen Gefahr für Autofahrerinnen und Autofahrer werden. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) weist darauf hin, wie Wildunfälle vermieden werden können.

Unfallzahlen

Für motorisierte Verkehrsteilnehmer heißt es vor allem auf Landstraßen, besonders aufmerksam zu sein. Nach einer Statistik des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ereigneten sich in der Zeit vom 1. April 2018 bis 31. März 2019 über 240.000 Wildunfälle. Im Jahr 2019 belief sich der Schadenaufwand nach Angaben der Unfallforschung der Versicherer (UDV) auf rund 885 Millionen Euro. Zudem verunglückten 2.867 Kraftfahrer, zwölf kamen ums Leben und 584 wurden schwer verletzt. Mehr als zwei Drittel der Unfälle ereigneten sich in der Morgen- und Abenddämmerung. Aufgrund ihrer Fellfarbe sind Wildtiere ohnehin gut getarnt und bei Dunkelheit besonders schlecht zu erkennen.

Sicheres Verhalten

Die Folgen können fatal sein: Ein ausgewachsenes Wildschwein von 80 Kilogramm besitzt bei einem Zusammenstoß mit einem 50 km/h schnellen Auto ein Aufschlaggewicht von zwei Tonnen. Das entspricht der Masse eines Nashorns.

Die Autofahrer sollten in mit Wildwechsel-Schildern gekennzeichneten Gebieten und generell in der Nähe von Wäldern und Feldern vom Gas gehen und jederzeit bremsbereit sein. Wer beispielsweise mit Tempo 60 statt 80 fährt, verkürzt den Bremsweg um über 30 Meter. Die sich innerhalb kürzester Zeit ändernden Sicht- und Straßenverhältnisse (tief stehende Sonne, feuchtes Laub, Blitzeis) sorgen im Berufsverkehr ohnehin für große Herausforderungen. Vor allem der längere Bremsweg durch Nässe und Laub wird oft unterschätzt. Auf unvorhergesehene Hindernisse wie Wildtiere kann noch schlechter reagiert werden als sonst.

Die Fahrbahnränder sollten daher genau beobachtet werden. Quert ein Reh oder Wildschwein die Straße, sollte gebremst, gehupt und abgeblendet werden. Auf diese Weise wird das Tier nicht geblendet und kann noch einen Fluchtweg finden. Zu bedenken ist auch, dass Wildschweine, Hirsche und Rehe selten allein unterwegs sind. Wenn ein Tier über die Fahrbahn läuft, können weitere folgen.

Ist eine Kollision trotz Vollbremsung nicht mehr zu vermeiden, ist das nach Aussage von DVR-Pressesprecherin Julia Fohmann "immer noch besser, als ein riskantes Ausweichmanöver zu unternehmen". Der Aufprall auf einen Baum oder eine Kollision mit dem Gegenverkehr hätten in der Regel schwerwiegendere Folgen als der Zusammenstoß mit einem Wildtier.

Jeder Wildunfall sollte bei der Polizei gemeldet werden. Denn auch ein angefahrenes und verletztes Tier muss aufgespürt werden und für die Schadenabwicklung mit der Versicherung ist eine bestätigte Unfallmeldung Voraussetzung. Auf keinen Fall sollte angefahrenes Wild angefasst werden.

DVR-Forderungen

In einem aktuellen Beschluss fordert der DVR Bund und Länder auf, eine bundesweit einheitliche und standortgenaue Erfassung von Wildunfällen mit und ohne Personenschaden zu etablieren, um Wildunfallhäufungen zu identifizieren und gezielte angepasste Maßnahmen umsetzen zu können.

Wildschutzzäune in Verbindung mit Wildbrücken oder Unterführungen sind laut DVR besonders geeignet, die Sicherheit an ausgeprägten Unfallhäufungsstellen zu verbessern. Zudem sollten die Straßenseitenräume frei von sichtbehinderndem Buschwerk gehalten werden, um den Verkehrsteilnehmern gute Sicht auf Wildtiere neben der Straße zu ermöglichen.

Bund und Hersteller fordert der DVR auf, sich für die Entwicklung und Verbreitung von Wildwarnsystemen in den Fahrzeugen einzusetzen. Auch weitere Sicherheitssysteme, wie zum Beispiel Notbremssysteme oder Lichttechnik, könnten dazu beitragen, Wildunfälle zu vermeiden. Hersteller von Straßenausstattungen sollten eine preiswerte Sensortechnik entwickeln, die zuverlässig vor konkreten Gefahren durch Wild im Seitenraum warnt.

Quelle: Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.

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