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Familienstiftung, gemeinnützige Stiftung oder Doppelstiftung? Sascha Drache klärt auf, welche Formen es gibt und wo die Unterschiede liegen

Freigeschaltet am 02.11.2024 um 10:36 durch Mary Smith
Sascha Drache
Sascha Drache

Bildrechte: Ratgeber Stiftung Fotograf: HOFFMANN PRODUCTIONS GMBH

Stiftungen sind ein bewährtes Mittel, um soziale, kulturelle oder wissenschaftliche Projekte zu fördern - und so einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Darüber hinaus bieten sie flexible Möglichkeiten zur langfristigen Vermögenssicherung. Besonders interessant: Grundsätzlich kann jeder Interessierte unter bestimmten Voraussetzungen eine Stiftung gründen. Doch welche Stiftungen gibt es und welche Stiftung passt zu einem?

In der deutschen Gesellschaft nehmen Stiftungen mittlerweile eine bedeutende Rolle ein - sei es zur Förderung gemeinnütziger Projekte, zur Vermögenssicherung oder zur Regelung der Unternehmensnachfolge. Die Entscheidung für die passende Stiftungsform ist jedoch alles andere als unkompliziert. Während einige Menschen ihr Vermögen in der Familie halten möchten, streben andere Stifter danach, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. "Die Wahl der richtigen Stiftungsform ist mehr als nur eine rechtliche Entscheidung - sie spiegelt auch die langfristigen strategischen Ziele wider, die man mit dem Vermögen verfolgt", betont Stiftungsexperte Sascha Drache. "Ob es um den Vermögensschutz, die Absicherung der Nachkommen oder den Wunsch geht, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, hängt ganz von den individuellen Prioritäten ab."

"Jede Stiftungsform bietet spezifische Gestaltungsmöglichkeiten, die auf unterschiedliche Ziele abgestimmt sind", fährt der Experte für Stiftungsrecht fort. "Deshalb ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der einzelnen Stiftungsformen genau zu verstehen, um anschließend eine informierte Entscheidung treffen zu können, die sowohl finanziell als auch persönlich den größten Nutzen bringt." Als Experte, der seit vielen Jahren im deutschen Stiftungsrecht zu Hause ist, weiß Sascha Drache genau, wovon er spricht: Mit seiner Beratung zur Gründung von Stiftungen richtet er sich gezielt an den Mittelstand. Er begleitet seine Klienten durch den gesamten Gründungsprozess - und stellt auf diese Art und Weise sicher, dass die Stiftung auf einem soliden Fundament aufgebaut wird, sodass der Aufbau und Schutz des Vermögens langfristig gewährleistet sind. Welche Stiftungsformen es gibt und wo die Unterschiede liegen, hat Sascha Drache im Folgenden zusammengefasst.

1. Familienstiftung: Schutz des Familienvermögens über Generationen hinweg

Die Familienstiftung ist ein rechtliches Konstrukt, das die Möglichkeit bietet, das Vermögen einer Familie nach den Vorstellungen des Stifters zu sichern und zu verwalten. Im Gegensatz zur gemeinnützigen Stiftung stehen hier private Interessen im Vordergrund. Die Erträge kommen ausschließlich den Begünstigten zugute, die in der Stiftungssatzung festgelegt sind. Die rechtlichen Grundlagen für die Familienstiftung finden sich zum einen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), zum anderen in den Stiftungsgesetzen der Bundesländer. Eine verbindliche Stiftungssatzung regelt den Stiftungszweck, die Vermögensverwaltung und die Begünstigten.

Ein großer Vorteil der Familienstiftung ist, dass das eingebrachte Vermögen vor Zugriffen Dritter geschützt ist. Außerdem ermöglicht die Stiftung eine gezielte und langfristige Planung der Vermögensnachfolge, ohne dass das Vermögen bei jedem Generationenwechsel neu aufgeteilt werden muss. Zusätzlich profitieren Familienstiftungen von steuerlichen Erleichterungen, so etwa der Erbersatzsteuer, die nur alle 30 Jahre erhoben wird. Die Erträge unterliegen lediglich der Körperschaftsteuer, die in der Regel niedriger ist als die Einkommensteuer. Der Stifter kann in der Satzung auch festlegen, wie die Erträge verwendet werden sollen, so etwa für die Ausbildung der Nachkommen.

Doch es gibt auch einige Herausforderungen bei der Gründung einer Familienstiftung. So müssen Änderungen an der Stiftungssatzung in der Regel behördlich genehmigt werden, was die Flexibilität der Stiftung einschränkt. Zudem gibt es eine Kapitalerhaltungspflicht: Das eingebrachte Grundstockvermögen darf nicht für Ausschüttungen verwendet werden, sodass den Begünstigten nur die Erträge zur Verfügung stehen. Entsprechend wichtig ist eine solide Anlagestrategie.

2. Gemeinnützige Stiftung: Ein Beitrag zum Gemeinwohl mit steuerlichen Anreizen

Anders als bei der Familienstiftung, deren Hauptzweck darin besteht, das Familienvermögen zu bewahren, richtet sich die gemeinnützige Stiftung an die Allgemeinheit. Sie ist speziell darauf ausgerichtet, Projekte und Initiativen zu fördern, die dem Gemeinwohl dienen. Ob es um den Umweltschutz, die Unterstützung benachteiligter Gruppen oder den Bildungsbereich geht, der soziale Nutzen steht bei einer gemeinnützigen Stiftung immer im Mittelpunkt.

Neben dem positiven Beitrag zur Gesellschaft bieten gemeinnützige Stiftungen auch erhebliche steuerliche Vorteile: Sofern die Erträge konsequent für die in der Satzung festgelegten wohltätigen Zwecke verwendet werden, sind gemeinnützige Stiftungen vollständig von der Erbschaftssteuer, der Schenkungssteuer und der Körperschaftsteuer befreit. Dadurch können Stifter sicherstellen, dass ihr Vermögen effektiv für soziale und ökologische Projekte eingesetzt wird. Zudem bietet die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung die Möglichkeit, eine bedeutende Rolle im sozialen oder kulturellen Bereich zu spielen. Durch die Förderung von Bildungs-, Umwelt- oder Sozialprojekten können Stifter langfristig positive Veränderungen bewirken, die über Generationen hinweg bestehen bleiben.

Auf der anderen Seite unterliegen gemeinnützige Stiftungen strengen Auflagen, die regelmäßig von den Behörden überwacht werden. Abweichungen von den festgelegten gemeinnützigen Zielen können den Status der Stiftung gefährden und zum Verlust der Steuerprivilegien führen. Zudem dürfen die Mittel einer gemeinnützigen Stiftung ausschließlich für den in der Satzung festgelegten Zweck verwendet werden. Das kann den Handlungsspielraum der Stiftung in bestimmten Fällen einschränken.

3. Doppelstiftung: Kombination aus Familienstiftung und gemeinnütziger Stiftung

Die Doppelstiftung kombiniert die Vorteile einer Familienstiftung, die das Familienvermögen langfristig sichert, mit den Vorteilen einer gemeinnützigen Stiftung, die gesellschaftliche Projekte fördert. Das schafft nicht nur Flexibilität, sondern ermöglicht es auch, sowohl das Familienvermögen zu schützen als auch steuerliche Vorteile zu nutzen, indem ein Teil des Vermögens für gemeinnützige Zwecke eingesetzt wird. So können Stifter sicherstellen, dass ihre finanziellen Mittel nicht nur der Familie zugutekommen, sondern auch einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten.

Auch hinsichtlich der Steuerstruktur bringt die Doppelstiftung Vorteile mit sich: So profitiert die gemeinnützige Komponente der Stiftung von den steuerlichen Vorteilen einer gemeinnützigen Stiftung, während der familiäre Teil weiterhin die Erträge aus dem Stiftungsvermögen für die Nachkommen verwendet. Die Doppelstiftung ist daher besonders für Unternehmerfamilien attraktiv, die sowohl ihre finanziellen Mittel sichern als auch aktiv zur Gesellschaft beitragen möchten. Durch die mehrdimensionale Strategie der Doppelstiftung lassen sich flexible Lösungen für unterschiedliche Vermögens- und Nachfolgeziele finden.

Dennoch gibt es auch hier einige Herausforderungen: Zum einen erfordert die Verwaltung einer Doppelstiftung eine sorgfältige Planung und eine klare Trennung zwischen den Aufgaben der Familienstiftung und denen der gemeinnützigen Stiftung. Das rechtliche und steuerliche Zusammenspiel beider Stiftungen muss präzise organisiert werden, was in der Praxis oft einen erhöhten Beratungsbedarf zur Folge hat. Zudem sind die Satzungen von Doppelstiftungen nur schwer zu ändern, was den Handlungsspielraum einschränken kann, wenn sich die familiären oder gesellschaftlichen Ziele im Laufe der Zeit ändern.

Fazit

Letztendlich hängt die Wahl der passenden Stiftungsform von den individuellen Zielen des Stifters ab. Jede Variante bietet ihre ganz eigenen Vorteile und Herausforderungen, wenn es darum geht, ein bleibendes Vermächtnis zu schaffen. Während die Familienstiftung für Stabilität und Struktur in der familiären Nachfolge sorgt, ist die gemeinnützige Stiftung ideal für Stifter, die soziale Projekte unterstützen und steuerliche Erleichterungen genießen möchten. Die Doppelstiftung vereint die besten Aspekte beider Modelle, verlangt jedoch auch eine sorgfältige Planung und saubere Verwaltung. Um die optimale Entscheidung zu treffen, ist es sinnvoll, die langfristigen Ziele genau zu überdenken und sich gegebenenfalls professionelle Unterstützung zu holen. Unabhängig von der gewählten Stiftungsform sind eine sorgfältige Planung und fundierte Beratung unerlässlich, um eine Stiftung erfolgreich zu gestalten und zu führen.

Quelle: Ratgeber Stiftung (ots)

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