Hunde sind von Natur aus egoistisch - Hundetrainerin nennt 5 Fehler, die Hundebesitzer bei der Erziehung unbedingt vermeiden sollten
Archivmeldung vom 29.10.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie meisten Menschen versuchen stets, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen - und genauso ist es bei unseren Vierbeinern. Das eigene Wohl steht für Hunde an erster Stelle: Essen vom Tisch zu klauen oder es sich auf der Couch gemütlich zu machen, scheint für den Hund nichts Verwerfliches zu sein. Hundebesitzer sind damit nicht selten überfordert.
"Hier sind klare Signale seitens des Besitzers gefragt, um Konflikte zu vermeiden - das sorgt auch für den roten Faden in der Hundeerziehung", sagt Marion Terhaar. Sie ist Hundetrainerin und begleitet Hundehalter auf dem Weg, ihren Hund zu verstehen. Gerne verrät sie in diesem Artikel 5 Fehler, die Hundebesitzer vermeiden sollten, wenn ihr Hund egoistisch handelt.
Warum Egoismus bei Hunden nichts Schlechtes ist
Dass Hunde von Natur aus egoistisch sind, mag zunächst ziemlich beunruhigend klingen, ist für die Vierbeiner jedoch überlebenswichtig. Sie passen sich der Gemeinschaft, in der sie leben, an und sind auf ihren eigenen Vorteil bedacht. "Das gehört zu ihrer Natur, auch als Rudeltier: Sie sichern ihr eigenes Überleben, indem sie sich einer Gruppe anpassen und in dieser ihren Platz finden", erklärt die Hundetrainerin Marion Terhaar.
Fehler 1: Dem Hund keinen Platz in der Familie zuzuweisen
Besonders adulte und Junghunde beobachten ihr Umfeld sehr stark. Welpen hingegen sichern ihr Überleben, indem sie ihrer Mutter oder ihrer Bezugsperson auf dem Fuße folgen - das ist der sogenannte Folgebetrieb. Junge und adulte Hunde erkennen hingegen die Strukturen und Hierarchien ihres Umfelds und suchen sich dort einen Platz. Denn ranghohe Gruppentiere weisen den rangniedrigeren den Platz zu und verhindern, dass sich diese einen ranghohen Platz nehmen. Angesichts dessen ist es wichtig, dem Hund seinen Platz in der Familie zuzuweisen. Das bedeutet auch, man sollte als Hundehalter handlungsfähig sein: Also dem Hund Entscheidungen abnehmen und diese auch konsequent durchführen.
Fehler 2: Sich ausschließlich auf Kommandos verlassen
Viele Hundebesitzer verbringen eine Menge Zeit damit, ihrem Hund Kommandos beizubringen. Dabei spielen diese in der Erziehung keine Rolle. "Je artgerechter der Vierbeiner erzogen wird, desto leichter kann er lernen und das Gelernte verinnerlichen", erklärt Marion Terhaar. Dadurch wird die Verbindung zwischen Mensch und Hund enger.
Fehler 3: Kommandos mit Erwartungshaltungen verknüpfen
Auch bei der Ausführung von Kommandos passieren häufig Fehler. Wird der Hund beispielsweise gerufen, hört erst nach dem fünften Mal und erhält trotz allem noch ein Leckerchen, dann kann das sehr problematisch werden. Denn der Hund lernt auf diese Weise, dass er selbst entscheidet, wann er einem Kommando seines Besitzers folgt. "Das tägliche Miteinander wird durch die Souveränität des Menschen bestimmt, an der sich das Tier orientiert", sagt Marion Terhaar. Daher sollten Hundehalter Kommandos nicht wiederholen, sondern dem Hund konsequent aufzeigen, was er zu tun hat.
Generell sollte man bei der Vergabe von Futter für Kommandos Vorsicht walten lassen. Denn auf diese Weise baut man eine Erwartung auf, die dem Hund später nur schwer wieder abzugewöhnen ist. Dann führt der Hund Kommandos nur aus, wenn er sicher ist, dafür auch "bezahlt" zu werden. Marion Terhaar rät stattdessen, ein Kommando immer mit ein und derselben Handlung des Menschen zu verknüpfen. "So kann ich meinem Hund beispielsweise beibringen, bei einer bestimmten Handlung meinerseits, etwa dem Pfeifen beim Spazierengehen, zu mir zu kommen. Das Pfeifen signalisiert ihm, dass es weitergeht, ohne dass ich dafür weitere Zeichen geben muss. Dieses Kommando wiederhole ich mit der entsprechenden Handlung, bis der Hund sich die Kombination eingeprägt hat", erklärt die Expertin. So kann sich der Hund an dieser Handlung orientieren. Ist er schon gut an seinen Menschen gebunden, wird er hinter ihm her rennen. Dies ist in der Erziehung nachhaltiger, als eine Erwartungshaltung durch Leckerchen aufzubauen.
Fehler 4: Zu viele Ball- und Bewegungsreizspiele
Auch die beliebten Ball- und Bewegungsreizspiele, etwa mit einer Reizangel, können die Erziehung erschweren. Sie werden häufig zur Impulskontrolle des Tieres genutzt, dabei sagt Marion Terhaar, das sei kontraproduktiv: "Diese Spiele trainieren statt der Impulskontrolle vielmehr das Jagdverhalten, das man den Hunden in der Regel abtrainieren möchte."
Fehler 5: Fehlende Begrenzung des häuslichen Umfelds
Die Begrenzung des Hundes ist ein wesentlicher Punkt für die Entwicklung des Gehorsams. Denn wenn sich das Tier nicht begrenzen lassen will, akzeptiert es keine Leine und wird dazu tendieren, aus Frustration Dinge zu zerstören. Der Vierbeiner muss also lernen, dass er in sozialen Strukturen seines Umfelds Grenzen akzeptieren muss. Dabei sollte auch dieses Training nicht mit Futter erfolgen, weil eine Erwartungshaltung auf Futter sich kontraproduktiv auswirken würde.
Marion Terhaar ist zertifizierte Hundetrainerin, Verhaltensberaterin für Menschen, Züchterin und Besitzerin des Hundezentrums Dinkelblick in Gronau-Epe. In dem aus ihrer beruflichen Tätigkeit hervorgegangenen Zuchtprogramm "FAMILYDOGS4U - artgerecht Hunde züchten" und dem daraus von ihr entwickelten einzigartigen neuen Konzept "DOG-SCHOOLING - artgerecht Hunde führen" legt sie ihren Fokus einzig darauf, Menschen auch online so zu schulen, dass diese mit ihren Hunden ein glückliches, harmonisches und möglichst problemfreies Miteinander leben können. Dazu legt sie von Anfang an Wert auf eine hundegerechte Erziehung, bei welcher es im Kern auf eine gute Mensch-Hund-Verständigung ankommt. Weitere Informationen unter: http://marionterhaar.de/
Quelle: Marion Terhaar (ots)