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Einführung der Unisex-Tarife - Versicherte sollten Wechsel nicht überstürzen

Archivmeldung vom 21.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Benjamin Klack / pixelio.de
Bild: Benjamin Klack / pixelio.de

Frauen und Männer sollen für Versicherungen bald einheitliche Beiträge zahlen. Hintergrund: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte am 1. März 2011 die geschlechtsspezifische Beitragskalkulation als Verstoß gegen das europäische Gleichstellungsprinzip und damit als unzulässige Diskriminierung gewertet (Rechtssache C-236/09). Nun hat die Assekuranz noch bis zum 21. Dezember dieses Jahres Zeit gleichgeschlechtliche Tarife für ihre Neukunden bereitzustellen.

Bisher war es so, dass Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung beispielsweise für private Kranken- oder Rentenversicherungen höhere Beiträge entrichten mussten. Umgekehrt mussten sie in der Kfz-Versicherung niedrigere Prämien leisten, da sie statistisch im Durchschnitt weniger Unfälle verursachen. Aktuell haben erste Anbieter bereits mit der Umstellung auf die geschlechtsneutralen Tarife begonnen. Versicherte sollten jedoch nicht voreilig handeln und einen Wechsel ausführlich überdenken.

Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft

Von den Neuerungen betroffen ist nahezu die gesamte private Versicherungsbranche. Dazu zählen private Krankenversicherungen und Zusatzversicherungen, genauso wie private Renten- und Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen. Bei Riester-Verträgen wird die Beitragskalkulation schon seit 2006 nach gleichen Kriterien für Männer und Frauen vorgenommen. Ob sich die Tarife der Frauen und die der Männer tatsächlich in Kostenfragen annähern werden, bleibt umstritten. Verbraucherschützer befürchten aber bereits, dass die Versicherungsprämien insgesamt durchschnittlich teurer werden könnten.

Angleichung der Beiträge bei privaten Versicherungen

Die Auswirkungen in der Krankenversicherung dürften am stärksten sein: Bislang war es so, dass Frauen für einen gleichwertigen Versicherungsschutz in der privaten Krankenversicherung  aufgrund der bisherigen Kalkulation der privaten Beiträge rund 15 bis 20 Prozent höhere monatliche Prämien aufbringen mussten als Männer. Der Grund: Die höhere Lebenserwartung auf der einen Seite und die vermehrte Inanspruchnahme medizinischer Leistungen auf der anderen Seite. Weil mit dem Prinzip der Geschlechterunterscheidung nun aber Ende des Jahres Schluss ist, werden sich die Beiträge in Zukunft wahrscheinlich mehr und mehr angleichen. Konkret bedeutet dies, die Beiträge für Männer steigen an, während die der Frauen auf ein niedrigeres Niveau sinken. Genauso verhält es sich auch bei der privaten Pflege- und Rentenversicherung sowie bei der Berufsunfähigkeitsversicherung. Umgekehrt müssen Frauen in der Lebens- und Kfz-Versicherung künftig wohl tiefer in die Tasche greifen.

Erste Unisex-Tarife auf dem Markt

Die Versicherungsunternehmen haben nun, rund ein halbes Jahr vor der gesetzlichen Einführungspflicht, erste Unisex-Tarife in ihr Repertoire aufgenommen. Dies ist beispielsweise beim Dortmunder Volkswohlbund, der Deutschen Familienversicherung, der Deutschen Krankenversicherung und der Huk-Coburg der Fall. Mitgliedern der Gothaer Lebensversicherung obliegt demgegenüber ab Anfang bis Mitte 2013 ein rückwirkendes Wechselrecht. Dieses Optionsrecht ermöglicht es Kunden ihren separat kalkulierten Tarif rückwirkend ab Versicherungsbeginn in den entsprechenden Unisex-Nachfolgetarif umzuwandeln..

Zeitpunkt des Vertragsabschlusses überdenken

Je nach Geschlecht und Versicherungsbranche halten die neukalkulierten Tarife sowohl Vor- als auch Nachteile bereit. Demnach empfiehlt sich für Frauen ein Abschluss einer günstigen Kfz- und Lebensversicherungspolice noch vor dem 21. Dezember 2012. Zu beachten ist jedoch, dass die Kfz-Versicherung nur im November gewechselt werden darf (Ausnahme: Autokauf, Unfall). Für Männer könnte es dagegen sinnvoll sein, sich noch vor diesem Datum für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu entscheiden. Frauen, die sich krankenversichern wollen, brauchen jedoch nicht grundsätzlich auf die Einführung der für sie günstigeren Tarife warten. Wer sich sofort für eine Police entscheidet, erhält ein günstigeres Einstiegsalter und kann dann ab dem kommenden Jahr in einen Unisex-Tarif wechseln.

Verbraucherschützer warnen vor voreiligem Wechsel

Dennoch sollte bei einem Vertragsabschluss nicht nur auf den Preis geachtet werden. Vor allem bei Berufsunfähigkeitsversicherungen können die Leistungen sehr unterschiedlich sein. Weil derzeit nur wenige Unisex-Tarife auf dem Markt sind, ist ein Preis-Leistungs-Vergleich zudem aktuell nicht fundiert möglich. Verbraucherschützer empfehlen daher einen Wechsel genau zu überdenken, sich beraten zu lassen und vorab anonyme Anfragen bei verschiedenen Anbietern anzufordern.

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