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10 Prozent war gestern! Der Schulranzen darf ruhig schwerer sein

Archivmeldung vom 01.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: rebel / pixelio.de
Bild: rebel / pixelio.de

"Der Schulranzen darf höchstes zwischen zehn und zwölf Prozent des eigenen Körpergewichts wiegen." Was früher als Richtwert für Rucksäcke und Ranzen galt, ist laut Experten heute längst überholt. Trotzdem werden jedes Jahr immer wieder Stimmen in den Medien laut, die dieses Gerücht streuen. Doch welches Gewicht ist denn nun die Höchstgrenze? Und welche weiteren Kriterien sollte ein idealer Schulranzen erfüllen? Die Aktion Gesunder Rücken e. V. (AGR) informiert.

Kurz vor Schulstart bewegt kaum ein anderes Thema Eltern, Großeltern und Erziehungsverantwortliche so sehr wie die Fragen nach dem "richtigen" Schulranzen bzw. Schulrucksack. Und Klärungsbedarf gibt es reichlich: Welcher ist für unser Kind am besten geeignet? Welches Gewicht kann ich dem heranwachsenden Rücken wirklich zumuten? Und die wichtigste Frage für die ABC-Schützen in spé: Wie soll er aussehen?

Wer bei der Anschaffung nichts falsch machen möchte, sollte sich an Ratschlägen von Experten orientieren. Und diese wissen genau: Die Empfehlungen für ein Tragegewicht, das zehn bis zwölf Prozent des Körpergewichts nicht überschreiten sollte, sind völlig veraltet. Sie resultieren aus einer wissenschaftlichen Fehlinterpretation. Dr. Dieter Breithecker, Leiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung in Wiesbaden, klärt auf: "Die Empfehlung von zehn Prozent stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie bezog sich darauf, wie schwer der Tornister eines Rekruten sein durfte, damit bei Langzeitbelastungen keine muskulären Ermüdungen auftraten." Mit Langzeitbelastung waren aber Märsche ab 20 Kilometern gemeint. Heutzutage haben Schulkinder nicht annähernd so einen langen Schulweg, weshalb diese Regel gar nicht auf sie zutrifft. "Diesen Wert auf Ranzen und Schulkinder anzuwenden, ist völlig unrealistisch", kritisiert Breithecker. Auch die "Kid-Check Studie" der Saarland-Universität bestätigt das. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass nicht alle Kinder pauschal über einen Kamm geschert werden können. So gibt es Kinder die sich erst dann anstrengen müssen, wenn der Ranzen 1/3 des Körpergewichts wiegt. Schwächere Kinder weisen aber schon bei 12 % Tragegewicht Anzeichen einer Überbelastung auf. Individuelle Faktoren sollten unbedingt berücksichtigt werden. Das können z. B. die Belastungsverträglichkeit (Kraft und Koordinationsleistung), Belastungsdauer, ergonomische Qualität des Schulranzens/ Schulrucksacks, individuelles Trageverhalten und weitere sogenannte Risikofaktoren wie beispielsweise die Häufigkeit des Sitzens sein. "Auch wenn nach aktuellen Erkenntnissen der Ranzen etwas schwerer sein darf, sollte man nicht versäumen darauf zu achten, unnötiges Gewicht im Ranzen zu vermeiden. Für den Ranzenkauf ist es jedoch wichtig zu wissen, dass nicht immer der leichteste Ranzen auch automatisch der Beste ist" so Detlef Detjen vom Vorstand der Aktion Gesunder Rücken e. V. (AGR).

Worauf es beim Schulranzen/ -rucksack ankommt

Solange sich das Haltungs- und Bewegungssystem noch in der Entwicklung befindet, sollte grundsätzlich von einer besonderen Empfindlichkeit gegenüber Fehlbelastungen ausgegangen werden. Umso wichtiger ist es, schon im Kindesalter auf ergonomische Alltagsgegenstände wie Schulranzen Wert zu legen. Wichtige Anforderungen sind z. B. ein ergonomisch geformtes, rutschfestes Rückenteil, das sich der natürlichen Form der Wirbelsäule anpasst. Achten Sie beim Kauf auch darauf, ob der Ranzen eng am Körper anliegt. Sitzt er vielleicht zu hoch oder zu niedrig? Gut gepolsterte Tragegurte, die mindestens vier Zentimeter breit und verstellbar sein sollten, erhöhen ebenfalls den täglichen Tragekomfort. Schwere Inhalte, wie Bücher, sollten in körpernahen Fächern verstaut werden können.

Weitere wichtige Tipps und Hinweise sowie Kriterien für einen rückenfreundlichen Schulranzen gibt es im Internet unter www.agr-ev.de/schulranzen

Die AGR hat es sich seit ihrer Gründung 1995 zur Aufgabe gemacht, ein Bewusstsein für die Bedeutung rückengerechter Verhältnisse zu schaffen und dadurch Haltungsschäden und Rückenschmerzen zu vermeiden - auch bzw. besonders für Kinderrücken. Neben aktiver Aufklärungsarbeit zeichnete die AGR unter anderem besonders rückenfreundliche Schulranzen und Schulrucksäcke der Hersteller Coocazoo, Die Spiegelburg, Sammies by Samsonite und Step by Step mit dem Gütesiegel "geprüft & empfohlen" aus.

Quelle: Aktion Gesunder Rücken e. V. (ots)

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