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Nicht von Rotstiftpreisen blenden lassen

Archivmeldung vom 27.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Mit satten Rabatten will der Einzelhandel ab sofort wieder die Konsumenten zum Kaufen animieren. Doch die Verbraucherzentralen warnen davor, im Winterschlussverkauf allein auf Preisnachlässe zu schauen.

einmal auf gute Geschäfte, bevor die Rezession endgültig auf dem Arbeitsmarkt ankommt und die Verbraucher sie in ihren Geldbeuteln spüren. Mehr als zwei Drittel der insgesamt rund 400.000 Händler wollen sich nach Angaben des Branchenverbands HDE am zweiwöchigen WSV beteiligen. Schnäppchenjäger können sich somit ab heute auf Rabatte von bis zu 70 Prozent freuen.

«Zum klugen Preisvergleich besteht aber mehr denn je Anlass», sagt die Juristin der Verbraucherzentrale Sachsen, Bettina Dittrich. «Aufgrund der Möglichkeit, die dem Handel jetzt quasi ganzjährig Rabattaktionen, Sonderverkäufe und schlussverkaufsähnliche Aktionen erlaubt, sollten Kunden mehr denn je darauf achten, sich nicht von Rotstiftpreisen blenden zu lassen.»

Nach wie vor, so Dittrich, gelte der Grundsatz von Preisklarheit und Preiswahrheit. «Danach sind beispielsweise Mondpreise und Lockwerbung verboten.» Rein von der gesetzlichen Seite betrachtet heißt das: Wenn ein Händler bei einem Produkt wirbt «von 59 auf 19 Euro gesenkt», dann muss dieses Produkt in der Vergangenheit auch tatsächlich zum Preis von 59 Euro angeboten worden sein. Zwar kann man das als Verbraucher nur selten nachweisen, Hinweise auf eindeutige Verstöße nehmen die Verbraucherzentralen jedoch entgegen.

Vorsicht ist Dittrich zufolge auch bei elektronischen Artikeln geboten. «Oft wollen die Händler mit günstigen Preisen alte Modelle loswerden, von denen es schon längst Nachfolge-Produkte auf dem Markt gibt», warnt die Juristin. Sich vorab bei einem Technikexperten schlau zu machen, lohne sich daher. Oft werde gerade für den Winterschlussverkauf auch Ramsch produziert. Der Verbraucher spart am Ende nicht wirklich - nur an der Qualität.

Die bisherigen strengen Regelungen über Schlussverkäufe sind schon 2004 durch eine Änderung des Wettbewerbsrechtes abgeschafft worden. Bis dahin durften nur exakt ab dem jeweils letzten Montag im Juli beziehungsweise im Januar zwei Wochen lang Schlussverkäufe für ein auf Textilien, Lederwaren und Sportartikel begrenztes Sortiment durchgeführt werden. In Anlehnung an die Praxis der letzten Jahre werben die Händler aber auch weiterhin mit dem Verkaufsmagneten der Schlussverkäufe.

Beworben werden darf jetzt alles, so zum Beispiel auch Möbel und technische Konsumgüter. «Im Prinzip wurden daher Schlussverkaufsrabatte nicht abgeschafft, sondern ausgeweitet», schätzt Bettina Dittrich ein. Die Händler entscheiden, wann, was und in welchem Umfang abverkauft wird. Für die Verbraucher ist es wichtig zu wissen, dass die im Rahmen von Sonderverkäufen erworbenen Artikel bei Mängeln genau so reklamiert werden können wie nicht reduzierte Neuwaren sonst auch.

Hinweise wie «reduzierte Ware ist vom Umtausch ausgeschlossen» beziehen sich Dittrich zufolge lediglich auf einen Kulanzumtausch. «Davon darf man sich nicht täuschen lassen. Wenn an der Ware ein Mängel vorliegt, darf sie wie jedes andere Produkt auch reklamiert werden», macht die Juristin deutlich.

Schnäppchen könne man in den nächsten Tagen und Wochen vor allem in der Modebranche ergattern, denn der Handel muss seine Lager räumen, um Platz für neue Modetrends zu schaffen. Generell aber gilt: «Der Handel schenkt einem auch im Winterschlussverkauf nichts. Er ist zu diesen Rabattaktionen gezwungen, um seinen Umsatz zu steigern.» Das sollten Schnäppchenjäger stets bedenken.

Bislang musste der Einzelhandel mit seinen gut 2,7 Millionen Beschäftigten im Hinblick auf die Weltwirtschaftskrise noch keine herben Rückschläge hinnehmen. Ersten Schätzungen der Statistiker zufolge sanken die Umsätze im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr real nur um bis zu 0,5 Prozent. Auch das Weihnachtsgeschäft verlief glimpflicher als befürchtet. In etwa wurde das Vorjahresniveau erreicht. Ab dem zweiten Halbjahr jedoch wird der Handel voraussichtlich stärker von der Wirtschaftskrise erfasst, sagt Branchensprecher Hubertus Pellengahr. Eine genaue Prognose für 2009 will der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels aber erst im Februar abgeben.

Schon jetzt sind die Kunden laut Pellengahr deutlich preisbewusster geworden und greifen immer öfter zu günstigen Produkten. Die Lager der Händler seien trotz des Wintereinbruchs in den vergangenen Wochen gut gefüllt. Neben dem Modehandel haben auch Möbelhäuser, Parfümerien, Elektronikketten und sogar der Buchhandel ihre Preise zum Teil drastisch reduziert. Der Schlussverkauf nach strengen rechtlichen Vorgaben wurde bereits vor Jahren abgeschafft. Auf freiwilliger Basis spielt er aber noch immer eine Rolle und wird jeweils zum Ende der Saison im Sommer und im Winter veranstaltet.

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