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Gratis-Leistung für deutsche Chefs: Festangestellte arbeiten 460 Millionen Stunden zusätzlich pro Jahr in Urlaub und Freizeit

Archivmeldung vom 21.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Katharina Wieland Müller  / pixelio.de
Bild: Katharina Wieland Müller / pixelio.de

Jeder zweite Deutsche arbeitet in Urlaub und Freizeit - das belegte kürzlich eine repräsentative Studie von lastminute.de, die nun weitere Fakten liefert: Arbeitgeber in Deutschland bekommen hochgerechnet 460 Millionen Stunden extra pro Jahr durch diese Urlaubsarbeit von ihren Festangestellten.

"Die Erholung leidet, man bekommt keinen Abstand - aber das Gewissen ist beruhigt. Das sind die häufigsten Folgen der Urlaubsarbeit. Hinzukommt der Ärger darüber, dass der Arbeitgeber Zeit erhält, die ihm eigentlich nicht zusteht. Alarmstufe Rot für Arbeitgeber! Sie sollten sich ernsthaft Gedanken über die Konsequenzen machen, wenn aus Urlaubszeit Arbeitszeit wird und Arbeitnehmer sollten endlich wieder richtig abschalten in Urlaub und Freizeit", so Jörg Burtscheidt, Geschäftsführer von lastminute.de. Der Last Minute-Spezialist hat 1.000 berufstätige Frauen und Männer in Deutschland ab 18 Jahren zusammen mit der GfK befragt.

Arbeitgeber profitieren - aber fast jeder dritte Urlaubsarbeiter sagt, die Erholung leidet

Deutsche Angestellte, die auch in Urlaub und Freizeit für ihre Arbeit da sind, verbringen damit pro Jahr im Schnitt mindestens 65 Stunden. Von diesen über acht Arbeitstagen - legt man einen Arbeitstag von acht Stunden zugrunde - wird die Mehrheit nicht honoriert: 58 Prozent der angestellten Urlaubsarbeiter erhalten vom Arbeitgeber dafür keinen Ausgleich. Das heißt im Schnitt werden 38 Stunden pro Urlaubsarbeiter weder finanziell noch zeitlich ausgeglichen. Hochgerechnet auf alle Angestellten in Deutschland kommen so im Schnitt von jedem einzelnen 20 zusätzliche Arbeitsstunden pro Jahr zusammen - ohne Ausgleich. Unterm Strich bedeutet das, dass deutsche Arbeitgeber massiv profitieren: Denn das summiert sich auf 460 Millionen Stunden - bei 23 Millionen Arbeitnehmern im Normalarbeitsverhältnis, also Festangestellten. Kurzfristig mögen Arbeitgeber davon profitieren, wenn ihre Mitarbeiter auch in der freien Zeit arbeiten - mittel- und langfristig sieht das anders aus, so der Psychologe und Bestseller-Autor Dr. Manuel Tusch: "Die Folgen mangelnder Erholung sind gravierend: Wir beobachten in unserer Praxis den tragischen Trend, dass psychosomatische Erscheinungen und Erkrankungen über die letzten Jahre massiv zugenommen haben. Das deckt sich auch mit wissenschaftlichen Untersuchungen und den Auswertungen der Krankenkassen." Der Experte Dr. Volker Kitz erklärt weiter: "Einem Unternehmen geht es nur solange gut, wie es seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch gut geht. Heißt: Kurzfristig hat der Chef etwas davon, wenn er seine Leute dazu 'verdonnert', auch im Urlaub zu malochen. Mittel- und erst recht langfristig gesehen schneidet er sich ins eigene Fleisch. Gestresste Menschen sind viel unkonzentrierter, unmotivierter und fehleranfälliger als gut erholte. Die Firma sollte ihre Mitarbeiter eher dazu 'zwingen', im Urlaub mal komplett abzuschalten."

Auswirkungen laut den 'Urlaubsarbeitern', wenn man in Urlaub und Freizeit arbeitet

1. die Erholung leidet (31 Prozent)

2. das Gewissen ist beruhigt (29 Prozent)

3. man bekommt keinen Abstand (24 Prozent)

4. Arbeitgeber bekommt Zeit, die ihm eigentlich nicht zusteht (20 Prozent)

5. bringt einen beruflich weiter (19 Prozent) 6. man nutzt die Zeit nicht mit seinen Liebsten (16 Prozent)

7. man bekommt den Kopf nicht frei für neue Ideen (10 Prozent)

8. man erlebt weniger (9 Prozent)

9. man vergeudet die beste Zeit des Jahres (8 Prozent)

10. man kommt sich wichtig vor (4 Prozent)

Tipps, wie man den Urlaub zurückerobert

  1. Freinehmen in einer Zeit, die traditionell für die eigene Branche eher ruhig ist - das minimiert das Risiko, von Vorgesetzten oder Kollegen kontaktiert zu werden.
  2. Urlaub nicht gerade dann nehmen, wenn ein wichtiges Projekt in der heißen Phase ist - dass man dann kontaktiert wird, ist vorprogrammiert.
  3. Eine ausführliche und schriftliche Urlaubsübergabe machen - das verhindert unnötige Fragen oder Unsicherheiten während der Abwesenheit.
  4. Eine Kollegin bzw. einen Kollegen als Urlaubsvertretung wählen und entsprechend kommunizieren, dass diese Person während der eigenen freien Zeit Hauptansprechpartner ist - in der Abwesenheitsnotiz unbedingt die Kontaktdaten der Vertretung angeben und auf keinen Fall die eigene Handynummer hier eintragen.
  5. Alle relevanten Personen über den Status einzelner Projekte informieren und z.B. Schichtpläne vorher abstimmen - so weiß jeder Bescheid, wie der Stand der Dinge ist.
  6. Klar kommunizieren, dass man nicht gestört werden möchte - und am besten Handy, Laptop und Co. daheim oder zumindest ausgeschaltet lassen.
  7.  Sollte man letztendlich doch die freie Zeit mit seiner Arbeit verbringen - genau notieren, wann wie viel gearbeitet wurde.
  8.  Kein schlechtes Gewissen haben - Urlaub steht jedem Arbeitnehmer zu.
  9. Auch mal akzeptieren, dass etwas warten muss - nach dem Urlaub geht man mit neuer Kraft und neuen Ideen an Aufgaben und Projekte.
  10. Reiseziel im Funkloch wählen, in dem es keine oder schlechte Erreichbarkeit per Handy etc. gibt. Zum Beispiel die Insel Lombok, Australiens Outback oder die Wüste Namibias.

Quelle: lastminute.de Urlaubsarbeiter Report 2011

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