90 Trikots von 32 Mannschaften getestet: Verbotene Weichmacher weit verbreitet
Archivmeldung vom 04.06.2014
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Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser8 Tage vor dem Anpfiff steht der erste Weltmeister fest. TÜV Rheinland hat 90 Fan-Trikots aller WM-Teilnehmer in den Ländern vor Ort und online eingekauft und anschließend nach den geltenden, europäischen Grenzwerten für Textilien getestet. Das TÜV Rheinland Textil-Orakel hat alle Trikots in der Gruppenphase und den k.o.-Spielen gegeneinander antreten lassen und so bereits vorab den Weltmeister 2014 ermitteln können.
Bei den gekauften T-Shirts handelt es sich nicht um offizielle FIFA- und DFB-Produkte oder T-Shirts der Trikothersteller. Die getesteten T-Shirts für Kinder wurden stattdessen auf Märkten, in Souvenirläden oder im Internet gekauft, die Preise lagen im Durchschnitt bei 15EUR je Trikot. Die 90 Fan-T-Shirts wurden im Anschluss im TÜV Rheinland Textillabor in der Türkei auf Schadstoffe und Qualitätseigenschaften getestet. Die jeweiligen "Textil-Mannschaften" traten entsprechend der Gruppen- und Spieleaufteilung gegeneinander an. Für jede Partie konnte somit der Textil-Gewinner ermittelt werden. Diese Methode hat das TÜV Rheinland Textil-Orakel für jede Partie bis hin zum Finale durchgespielt - mit überraschenden und auch zum Teil erschreckenden Ergebnissen.
Hartmut Müller-Gerbes, Sprecher von TÜV Rheinland: "Wir hatten die Aktion ursprünglich rein als alternatives Orakel geplant und hatten keine Billigshirts eingekauft. Dennoch sind die Ergebnisse bei diesem Test erschreckend. Auch wenn die meisten Shirts nicht in Deutschland verkauft werden haben wir festgestellt. Jedes dritte Fan-Trikot ist mit Schadstoffen belastet und ebenfalls nur jedes dritte T-Shirt hat alle Tests bestanden."
TÜV Rheinland hat auf der ganzen Welt spezialisierte Prüflaboratorien unter anderem auch für die Untersuchung von Textilien. Das TÜV Rheinland Prüflabor in Istanbul hat die Fantrikots für die Fußball-WM 2014 in Brasilien nach den anerkannten Normen und Prüfkriterien untersucht und als Messlatte für alle Produkte europäische Grenzwerte angesetzt.
Die Trikots wurden nach folgenden Normen und Prüfmethoden getestet:
- Nachweis der Verwendung bestimmter AZO-Farbstoffe nach DIN EN 14362-1 und -3: Bestimmte AZO-Farbstoffe stehen unter Verdacht Krebs erregend zu sein und sind deshalb in Textilien verboten.
- Bestimmung von Cadmium nach DIN EN 1122: Cadmium und seine Verbindungen werden von "gesundheitsschädlich" bist "sehr giftig" eingestuft - seit Dezember 2011 gilt ein strenges Verbot für Cadmium zum Beispiel in Farben.
- Prüfverfahren für Phthalate nach DIN EN 15777 und DIN EN 14372: Bestimmte Phthalate, als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt, sind gesundheitlich problematische Verbindungen, da sie im Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken und beispielsweise Unfruchtbarkeit hervorzurufen.
- Geruchsprüfung durch Probanden nach der SNV 195 651 "Bestimmung der Geruchsentwicklung von Ausrüstungen"
- Begutachtung der Produktkennzeichnung nach der europäischen Textilkennzeichnungsverordnung (Verordnung Nr. 1007/2011).
- Visueller Eindruck der Textilien nach Waschzyklen
- Verarbeitung und Gesamteindruck des Produkts durch Sichtprüfung.
Überblick über die Ergebnisse
Die Tests in den Laboren haben bei mehr als 30 Prozent der Fan-T-Shirts Grenzwertüberschreitungen der überprüften Schadstoffe angezeigt. 32 Fan-T-Shirts haben die europäischen Grenzwerte von Phtalaten überschritten. Phtalate sind Weichmacher, die vor allem verwendet werden, um Aufdrucke auf Textilien geschmeidig zu machen. Weichmacher stehen unter Verdacht, hormonell zu wirken und sind deshalb in Textilien verboten. Sie können leicht durch andere Stoffe ersetzt werden.
Fünf T-Shirts wiesen sogar eine Überschreitung des europäischen Grenzwertes für Cadmium auf. Das Schwermetall Cadmium ist in höheren Konzentrationen ebenfalls gefährlich und kann beispielsweise zu Hautreaktionen führen. Ein weiteres Produkt (ein Fan-Trikot aus Belgien) hat sogar den europäischen Grenzwert für AZO-Farben überschritten. Bestimmte AZO-Farben sind krebserregend und daher in Textilien verboten.
Auch die qualitative Verarbeitung der Produkte war teilweise nicht in Ordnung. Bei 25 Fan-T-Shirts war die Verarbeitung nicht in Ordnung. Weitere Probleme gab es bei der Beurteilung der T-Shirts nach dem Waschen. Hier haben sich bei 28 Produkten Veränderungen an den T-Shirts ergeben, die von den Prüfern bemängelt wurden.
Lediglich 30 Fan-Trikots waren frei von Schadstoffen und schafften alle Tests im Labor.
Favoritensterben in der Vorrunde
Bereits nach der Gruppenphase müssen Mexiko, Kamerun, Australien, Chile, Griechenland, Costa Rica, Uruguay, Schweiz, Honduras, Nigeria, Argentinien, Ghana, Korea und Russland ihre Koffer wieder packen und als Zuschauer die Textil-WM 2014 verfolgen. Das TÜV Rheinland Textil-Orakel prophezeit aber auch das Ausscheiden der WM-Favoriten Argentinien und Deutschland noch vor dem Achtelfinale wegen Verstößen gegen erlaubte Schadstoffe.
Im Finale der ersten Fan-T-Shirt WM standen sich am Ende Portugal und Bosnien und Herzegowina gegenüber. Aus Sicht des TÜV Rheinland Orakel liefert Bosnien und Herzegowina die besten Trikots ab.
Alle Ergebnisse und weitere Informationen unter tuv.com/presse
Quelle: TÜV Rheinland AG (ots)