Wenn Silvester ins Auge geht: Augenärzte fordern Schutzbrille gegen Feuerwerk
Archivmeldung vom 27.12.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtRaketen und Böller sind gefährlich: Ein Fünftel aller Verletzungen durch Feuerwerkskörper betrifft die Augen, mahnt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Die Folgen sind mitunter schwerwiegend, bis hin zur Erblindung. Die DOG rät deshalb mit Blick auf den Jahreswechsel zur Vorsicht im Umgang mit Knallkörpern und bemängelt das gelockerte Sprengstoffgesetz. Seit dessen Novelle haben die Verletzungen zugenommen.
Wenn in der Silvesternacht Raketen den Himmel erleuchten und Böller die Trommelfelle erschüttern, haben Augenkliniken Hochbetrieb. Das Spektrum der eingelieferten Fälle reicht von Schäden an Binde- oder Hornhaut durch Funken und Fremdkörper. Bis hin zu schwersten Verletzungen durch Böller mit geborstenem Augapfel, die in einer Notoperation enden.
Dennoch hat die Bundesregierung im Jahr 2009 die Richtlinien für Explosivstoffmassen den EU-Normen angepasst. Raketen dürfen seitdem zehn statt vorher sechs Gramm Schwarzpulver enthalten. Für Batterien von Knallkörpern ist jetzt eine Netto-Explosivstoffmasse von bis zu 500 Gramm erlaubt. Laut einer Untersuchung der Universitätsaugenklinik Leipzig, kam es in den beiden Folgejahren zu einem Anstieg der Verletzungen.
Augenärzte sind heutzutage in der Lage, auch komplizierte Verletzungen an Hornhaut, Linse, Regenbogenhaut oder Blutungen in den Augapfel zu behandeln. Doch nicht immer können sie den Schaden reparieren: In den Jahren 2005 bis 2013 sind in Leipzig und Umgebung elf Menschen nach einer Verletzungen durch Feuerwerkskörper an einem Auge erblindet. Das sind acht Prozent der in dieser Zeit insgesamt 94 am Auge verletzten Männer und 23 Frauen.
Von diesen meist männlichen Patienten war ein Viertel noch keine 18 Jahre alt. Bei den schweren Verletzungen betrug der Anteil sogar ein Drittel. „In der Silvesternacht neigen viele Menschen beim Feuerwerk zu Übermut und risikobereitem Verhalten“, zeigt sich DOG-Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Ohrloff zwar verständnisvoll. „Doch dabei gefährden sie sehr ernsthaft sich selbst und vor allem ihre Mitmenschen.“ Nur ein Viertel der am Auge Verletzten hatte die Böller oder Raketen selbst gezündet. Meist traf es Unbeteiligte.
Die DOG fordert Aufklärung über den Umgang mit Feuerwerkskörpern und Hinweise zum Schutz davor. In Dänemark beispielsweise half die Empfehlung, Schutzbrillen zu tragen. Dies minderte die Zahl der Verletzungen. In Norwegen gab es die Schutzbrillen beim Kauf von Feuerwerkskörpern sogar gratis dazu. Seit 2008 ist der Verkauf von Raketen dort jedoch ganz verboten, was die Zahl der Augenverletzungen insbesondere zu Silvester deutlich verringert. In Leipzig wurden allerdings zwei Drittel aller Verletzungen durch Knallkörper wie Böller verursacht. Für die DOG wäre eine Empfehlung zum Tragen von Schutzbrillen ein erster, wichtiger Schritt, die Zahl der Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper zu verringern.
Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (idw)