Paul Potts "One Chance"
Archivmeldung vom 14.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDer Moment, als der Anti-Star Paul Potts beim Finale des britischen DSDS-Pendants Publikum und Jury mit seiner Interpretation von "Nessun Dorma"zu Tränen rührte, dürfte wohl keiner, der es miterlebt hat, so schnell vergessen. ExtremNews wirft nun einen Blick bzw. Ohr auf seine CD
Er schafft es, die Grenzen zwischen E- und U- Musik etwas durchlässiger werden zu lassen, denn ganz offensichtlich konnten sich auch Hardcore-Popfans sich Potts leidenschaflicher Darbietung kaum entziehen.
Da er fast ohne Stütze singt, erscheint sein Gesang frischer und nicht so gestelzt wie bei den Großen seines Fachs.
Einerseits ein Plus, denn dadurch wird seine Musik dadurch für Nicht-Klassikenthusiasten wesentlich zugänglicher, andererseits läuft er dadurch Gefahr, bei den "Experten" genau deshalb auf Ablehnung zu stossen. Sich weiter über sein Können auszulassen, dürfte wohl nicht vonnöten sein, denn dass er singen kann, hat er nun wirklich unüberhörbar bewiesen.
Aber kommen wir nun zur CD:
Ganz offenbar wurde die Auswahl der Stücke mal eben zwischen zwei Tassen Earl Grey mit Milch hingerotzt, denn hier kommt man nicht umhin zu denken, dass hier nur eine lästige Pflicht erfüllt worden ist. Hier türmen sich Klischees in unanständigem Ausmass.
Gut, OK, "Nessun Dorma", der Siegertitel, musste natürlich drauf. Sehr schön auch die Klassikadaption von "Everybody Hurts" (hier: Ognuno Soffre) von R.E.M sowie "You raise me up". Hier erschöpfen leider schon die Pluspunkte des Albums.
Entweder wollte man das weniger klassikbeschlagene Publikum nicht überfordern oder hatte einen Ideennotstand: "Time to say Goodbye/Con te partiro) hätte es nicht unbedingt gebraucht. Die Boxkampfhymne ist nun wirklich schon so ausgenudelt, dass selbst ein Sänger wie Paul Potts sie, bei allen Bemühungen, nicht reanimieren kann.
Der größte Bock wurde, meiner Meinung nach, mit "My Way/A Mi Manera" geschossen. Dieses Stück mit auf die CD zu nehmen, muss das Resultat der Einnahme von illegalen Substanzen gewesen sein. Es gibt wohl kaum eine Supermarkteröffnung, bei der nicht ein drittklassiger Sänger versucht, sich mithilfe dieses Titels zu profilieren, wobei Potts Darbietung doch noch etwas aus dem doch sehr stark überbeanspruchten Stück herauszuholen vermag. Trotzdem: Für einen Künstler wie Paul Potts absolut unwürdig.
Auch als Ganzes betrachtet, scheint Potts Leidenschaft und Enthusiasmus auf der Seite der Produktion wenig Rückhalt zu finden. Beim Anhören des Albums meint man fast "Lass uns das Ding hier schnell durchziehen und dann ein Bier trinken" aus dem Regieraum zu hören.
Zu routiniert und blutleer ist das, was Paul Potts da instrumental unterstützen soll.
Unterm Strich....
Da kommt endlich mal einer daher, der wirklich was kann....und was passiert ? Der hoffnungsvolle Erstling eines hochtalentierten Newcomers wird aufgrund der lustlosen Produktion zu einem Desaster. Mehr als schade !!! Bleibt zu hoffen, dass es für Paul Potts mehr als nur "One Chance" geben wird. Zu wünschen wäre es ihm.