Altersvorsorge: Vorsicht vor den Frauenfreunden
Archivmeldung vom 17.06.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakPrivate Rentenversicherer haben die Zielgruppe "Frau" entdeckt. Mit speziellen Angeboten wollen sie Kundinnen ködern. - Mehr als ein Werbegag ist das aber nicht.
Wie bei regulären privaten Rentenversicherungsverträgen bekommen
Frauen, die genauso viel zahlen wie Männer, auch hier eine geringere
Rente. Dabei waren Frauen im Beruf noch nie so erfolgreich wie heute.
Trotzdem verdienen sie immer noch weniger als Männer und bekommen eine
deutlich niedrigere Rente. Für Frauen ist eine zusätzliche
Altersvorsorge deshalb besonders wichtig. Aber deshalb sollten sie
nicht auf pseudo-frauenfreundliche Angebote von Versicherern
hereinfallen.
Andere Erwerbsbiografien
Die durchschnittliche gesetzliche Rente lag 2006 in den alten Bundesländern für Männer bei 969 Euro, für Frauen bei 465 Euro. In die Statistik gehen allerdings viele "Minirenten" früherer Hausfrauen ein. Dabei sind heute weniger Frauen abhängig vom Einkommen eines Mannes. Der Unterschied der Renten zwischen Männern und Frauen wird deshalb künftig sinken. Ganz verschwinden wird er so bald aber nicht. Die Frauenrenten werden auch in Zukunft niedrig sein, weil weibliche Erwerbsbiografien wegen Baby- und Familienpausen "Das trifft auch für gebildete und gut verdienende Frauen zu", sagt Ursula Oelbe, die sich als Versicherungs- und Finanzmaklerin auf die Beratung von Frauen spezialisiert hat. Weil ein Elternteil während der Erziehungspause gar nicht oder weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, werden ihm für die Kindererziehungszeit Rentenpunkte gutgeschrieben. Den Einkommensausfall ausgleichen kann das aber nicht. "Aber auch davon abgesehen haben Frauen bewegtere Erwerbsbiografien als Männer", sagt Oelbe.
Frauen als Zielgruppe entdeckt
Nun haben also Versicherer die Frauen als Zielgruppe entdeckt und spezielle Verträge für ihre private Altersvorsorge auf den Markt gebracht. Die zur Ergo-Gruppe gehörende Hamburg-Mannheimer zum Beispiel bietet private Rentenversicherungsverträge an, die besonders auf weibliche Bedürfnisse zugeschnitten sein sollen. Auch die Generali, eine Tochter der AMB Generali, richtet sich gezielt an Frauen. "Eine private Altersvorsorge ist für Frauen besonders wichtig", sagt ein Sprecher des Unternehmens. Um Kundinnen davon zu überzeugen, hat der Versicherer einen Vertriebszweig, in dem ausschließlich Frauen als Beraterinnen arbeiten. Neben der Altersvorsorge bieten sie auch Versicherungen mit besonderen Leistungen bei frauenspezifischen Krankheiten an. Brustkrebspatientinnen zahlt der Versicherer beispielsweise Implantate.
Die gleichen Gründe, die zu niedrigen gesetzlichen Renten von Frauen führen, stellen besondere Anforderungen an die private Altersvorsorge. Frauen können in der Regel weniger für ihre Rente ausgeben und müssen häufiger die Zahlungen unterbrechen. Eine Umfrage der Hamburg-Mannheimer ergab, dass Männer im Jahr 2006 durchschnittlich 230 Euro pro Monat in ihre private Altersvorsorge investierten, Frauen aber nur 158 Euro. Die neue Zielgruppenorientierung der Versicherer ändert aber nichts daran, dass Frauen für Privatrenten mehr zahlen müssen als Männer. Sie werden statistisch gesehen älter und kosten den privaten Rentenversicherern deshalb länger Geld.
Länger leben - mehr einzahlen
Wegen des sogenannten Langlebigkeitsrisikos, 2005 nominiert für das "Unwort des Jahres", müssen Frauen höhere Altersvorsorge-Prämien zahlen. Seit 2006 hat zwar die Riester-Rente einen Unisex-Tarif. Die meisten Altersvorsorgeprodukte sind für Frauen jedoch noch immer teurer. Auch Männer können die Frauenprodukte der Hamburg-Mannheimer und der Generali nutzen - und bekommen bei gleichen Prämien höhere Renten. "Das wird sich auch nicht ändern, solange Männer die größere Lobby haben", sagt Maklerin Oelbe. Bei den gesetzlichen Renten bekommen Frauen und Männer bei gleichen Einzahlungen auch Ruhestandsbezüge in derselben Höhe.
Kundinnen, die eine Arbeitspause für sich nicht ausschließen, sollten bei der privaten Altersvorsorge auf einige Bedingungen achten. "Frauen sollten sich vor allem fragen, wie flexibel der Vertrag ist", rät Oelbe. Für Veränderungen wie eine Familienpause erlauben die Frauenverträge der Hamburg-Mannheimer Beitragsunterbrechungen von bis zu 36 Monaten.
"Beitragspausen sind immer möglich"
"Üblicherweise sehen Rentenversicherungsverträge eine Beitragsüberbrückung von maximal zwölf Monaten vor", sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Die mögliche Unterbrechung allein reicht nicht, betont Oelbe. "Beitragspausen sind immer möglich", sagt sie. "Aber gerade für Frauen in der Familienphase ist es wichtig, dass die Verträge weiter laufen, weil sie durch die ausbleibenden Einkünfte in dieser Zeit nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen." Mütterfreundliche Verträge ermöglichen den Kundinnen deshalb beispielsweise, eine Familienpause später durch Zuzahlungen auszugleichen.