"Sterbehilfe" - Viele sind ratlos Nur wenige Deutsche kennen die Rechtslage
Archivmeldung vom 02.09.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNeues Gesetz zur sogenannten "Sterbehilfe": Doch wissen die Bundesbürger, worum es dabei geht? Eine Studie zeigt: Nur 11 % der Deutschen sind richtig informiert. Eine aktuelle Befragung von Infratest im Auftrag der Deutschen PalliativStiftung ergab, dass 87 % der Bundesbürger fälschlich glauben, die Beihilfe zur Selbsttötung in Deutschland sei verboten.
Das Gegenteil ist richtig: Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem Beihilfe zur Selbsttötung gesetzlich nicht verboten ist. Wer falsch informiert ist, entscheidet leicht falsch. So wünschen 78 % der Befragten die Möglichkeit einer Tötung auf Verlangen - auch aktive Sterbehilfe genannt. Allerdings geht gut die Hälfte dann davon aus, dass die Hilfe von "Sterbe-Organisationen" öfter als bisher in Anspruch genommen wird. Menschen, die auf Hospize oder eine Palliativversorgung vertrauen, sehen eine Tötung auf Verlangen kritischer.
Ziel einer Gesetzesvorlage der MdBs Brand, Griese und anderer ist ein Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung, damit diese nicht zu einer Normalität wird. Die Deutsche PalliativStiftung unterstützt diese Begrenzung um Patienten vor zu schnellen Schritten zu bewahren.
"Es muss mehr über die Möglichkeiten der Palliativversorgung informiert werden, damit die Menschen mit weniger Angst ihrem natürlichen Ende entgegen sehen können", regt Thomas Sitte, Vorsitzender der Deutschen PalliativStiftung an. "In weiteren Erhebungen wurden von uns Palliativexperten befragt. Diese begleiten pro Jahr rund 20.000 schwerstkranke Menschen bis zum Tod. Dabei waren die Möglichkeiten der Leidenslinderung bei Palliativpatienten hocheffektiv. Nur weniger als 0,09 % der Patienten lehnten weitere Behandlungen ab und nahmen sich das Leben." Stiftungsrat Dr. Carl Heinz Müller ergänzt: "Solche eigenständigen Palliative Care Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung können durch ihre Qualität in der Begleitung zugleich eine geeignete Suizidprävention sein. Das setzt zwingend voraus, dass diese Palliative Care Versorgung für die Betroffenen ortsnah wirklich vorhanden ist."
Die Forderung des Bundesrates, Informationskampagnen über Hospizarbeit und Palliativversorgung gesetzlich zu verankern, begrüßt die Deutsche PalliativStiftung deshalb ausdrücklich.
Nähere Informationen zur Infratest-Umfrage sowie die Promotionsschrift "Sedierung, Beihilfe, zum Suizid, Tötung auf Verlangen. Lebensverkürzende Maßnahmen?" von Thomas Sitte können auf Anfrage gerne von der Geschäftsstelle der Deutschen PalliativStiftung zugesandt werden.
Die Deutsche PalliativStiftung Experten aus der Praxis der Sterbebegleitung (Medizin, Pflege, Seelsorge, Physiotherapie, ...) gründeten die Deutsche PalliativStiftung. Ein Hauptziel ist eine gute Vernetzung und Verbesserung der ambulanten Hospizarbeit und Palliativversorgung in Deutschland. Die Beratung von Entscheidern und Fachleuten, Laien sowie Haupt- und Ehrenamtlichen in Verbänden und Institutionen ist als seriöse Lobbyarbeit eine wichtige Arbeit der PalliativStiftung. Betroffenen und Angehörigen werden geeignete Ansprechpartner vor Ort vermittelt. Mit Öffentlichkeitsarbeit und verschiedenen Projekten der Stiftung wie dem Deutschen PalliativKalender sollen weite Teile der Gesellschaft für die Thematik sensibilisiert und über Versorgungsmöglichkeiten informiert werden. Nach deutschem Recht darf niemand gegen seinen Wunsch am Leben erhalten werden und kein menschliches Leben aktiv beendet werden. Um das auch leben zu können, müssen die Menschen über die Möglichkeiten von Hospizarbeit und Palliativversorgung als lebensbejahende Alternativen Bescheid wissen. Deshalb bringt die PalliativStiftung im eigenen Verlag fundierte und laienverständliche Muster zu Patientenverfügungen, Bücher, Broschüren heraus. Sie klärt auf ungewohnten Wegen auf. Unsere Vision ist es, dass jeder sagen kann: "Wie gut, dass ich mich auf Hospizarbeit und Palliativversorgung ver-lassen kann. Immer und überall."
Quelle: Deutsche PalliativStiftung (ots)