Baumärkte nehmen nach WDR-Stichprobe Hammer und Schrauber aus den Regalen
Archivmeldung vom 04.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer längere Kontakt mit Werkzeuggriffen oder Kabelummantelungen kann zu schweren Gesundheitsschäden bis hin zu Krebs führen, so das Ergebnis einer Stichprobe des WDR-Wirtschaftsmagazins "markt". In vier von zehn Werkzeugen aus Baumärkten hatte der TÜV Rheinland in erheblichen Mengen so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gefunden.
Die empfohlenen Richtwerte wurden bis zum rund Hundertfachen
überschritten, wobei laut Dr. Renate Krätke vom Bundesinstitut für
Risikobewertung in Berlin selbst schon bei kleinsten Mengen unterhalb
der Richtwerte "ein Risiko für den Menschen nicht ausgeschlossen
ist."
Besonders besorgniserregend ist, dass in allen vier Fällen auch
erhebliche Rückstände der Chemikalie Benzoapyren gefunden wurden.
Benzoapyren gehört ebenfalls zur PAK-Gruppe und kann laut
Gefahrstoffverordnung u.a. Krebs erzeugen, das Erbgut schädigen und
das Kind im Mutterleib gefährden. Dennoch wurde bspw. bei einem
Kunststoffgriff für eine Handsäge der Benzoapyren-Richtwert um das
79-Fache überschritten. Auch deutlich belastet waren die
Kabelummantelung für einen Bohrschrauber sowie die Griffe eines
Maurerhammers und eines Schraubendrehers.
Zwei große deutsche Baumarkt-Ketten, die drei dieser Werkzeuge
führen, haben nach Bekanntwerden der Ergebnisse den Verkauf sofort
eingestellt. Eine weitere Kette, die die Handsäge vertreibt, will
diese Entscheidung von eigenen Untersuchungen abhängig machen.
Die WDR-Stichprobe ist ein Indiz dafür, dass vor allem aus
Kostengründen nach wie vor Werkzeuge im Handel sind, deren
Kunststoffe mit gefährlichen Teerölen versetzt wurden. Die darin
befindlichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe können
durch Hautkontakt schnell auf den Menschen übertragen werden. Dabei
sind die Gesundheitsgefahren seit längerem bekannt. Laut TÜV
Rheinland gibt es auch keine technische Notwendigkeit: "Das ist
vermeidbar. Eigentlich wäre ich davon ausgegangen, dass wir
mittlerweile in weniger Werkzeugen diese Schadstoffe finden", so Dr.
Beate Gorzawski vom TÜV.
Quelle: Pressemitteilung WDR-Wirtschaftsmagazins "markt" (Montag, 4. Juni, 21.00 Uhr)