ZKRD warnt vor Ketten-E-Mails: Aufrufe zur Knochenmarkspende sind gefälscht
Archivmeldung vom 16.01.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) in Ulm weist darauf hin, dass um die Weihnachtszeit wieder massenhaft falsche Aufrufe zur Knochenmarkspende per E-Mail in Umlauf gebracht worden sind. Diese Kettenbriefe täuschen vor, für einen Leukämiekranken dringend einen passenden Knochenmarkspender zu suchen.
Vor allem sozial engagierte Menschen fallen auf diesen wahrlich geschmacklosen Scherz herein und folgen dem Appell, die E-Mails möglichst zahlreich weiterzuleiten. Die Folge: Die Ketten-E-Mails verbreiten sich epidemieartig und geistern jahrelang im Internet herum – wie beispielsweise zwei Varianten, die bereits seit Ende 2000 im deutschsprachigen Raum grassieren.
„Ich wende mich an Euch, weil ich ziemlich verzweifelt bin“ – mit diesem Satz beginnt der erfundene Hilferuf einer Frau, die angeblich dringend einen Knochenmarkspender mit der Blutgruppe „AB negativ“ für ihre leukämiekranke Freundin sucht. Die erkrankte Person habe nur noch wenige Wochen zu leben. In der Folge werden die Empfänger gebeten, die E-Mail an möglichst alle Menschen in ihrem Bekanntenkreis weiterzuleiten. Darüber hinaus sollen sich hilfsbereite Spender mit der passenden Blutgruppe direkt an eine gewisse Julia S. wenden, deren Anschrift plus Telefonnummer am Ende der Ketten-E-Mail angegeben ist. In einer zweiten – nahezu identischen – Variante, die ebenfalls seit Jahren im Umlauf ist, wird ein Mann namens Heiko S. als Ansprechpartner genannt.
In Wahrheit suchen allerdings weder Julia S. noch Heiko S. einen Knochenmarkspender für ihre Freundin, obwohl von beiden jeweils die richtige Adresse und die richtige Telefonnummer genannt wird. Für die betroffenen Julia S. und Heiko S. hatte dies äußerst unangenehme Folge: Aus der von Dritten erfundenen Verzweiflung wurde in der Realität nämlich ein echter Horrortrip. Beide wurden fortlaufend mit gut gemeinten, aber letztlich sinnlosen Anrufen, E-Mails und Faxen von hilfsbereiten Spendern überhäuft. In Spitzenzeiten über 100 Mal täglich. Kurioserweise druckten sogar Tageszeitungen die Ketten-E-Mail ab und baten ihre Leser, Julia S. oder Heiko S. zu kontaktieren.
Diese Fälle sind bereits seit über sieben Jahren bekannt. Doch sie schaden nicht nur den Opfern Julia S. und Heiko S., sondern sind darüber hinaus auch noch inhaltlich falsch: „Denn Blutgruppen – egal, welche – spielen für die Auswahl eines Spenders von Knochenmark praktisch keine Rolle“, erklärt Dr. Carlheinz Müller, der ärztliche Leiter des ZKRD.
„Über diese Tatsache sind sich Leukämiepatienten und ihre Angehörigen mit Sicherheit im Klaren – es handelt sich also nicht um einen ernst gemeinten Aufruf, der aus Unwissenheit Fehler enthält. Darüber hinaus gibt es in Deutschland Hunderttausende Menschen mit der angeblich gesuchten Blutgruppe, von denen Tausende bei den Blutspendediensten registriert sind – es wäre also kein Problem, bei welchem Anliegen auch immer, einen Menschen mit dieser Blutgruppe zu finden“, fährt Dr. Müller fort. Er bittet sämtliche Empfänger solcher Kettenbriefe, die Aufrufe – egal ob elektronisch oder auf Papier – generell nicht weiterzuleiten.
Quelle: ZKRD Deutschland gGmbH