Gutachten für Bundesregierung kritisiert geheime Kundenbewertungen
Archivmeldung vom 08.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin bisher unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz belegt Risiken für Verbraucher durch das so genannte "Scoring". Dabei geht es um die zunehmende Praxis von Unternehmen, ihre Kunden durch automatisiert vergebene "Scores", also Noten, zu bewerten und zu behandeln.
In die
Bewertung fließen Alter, Geschlecht, Kaufkraft etc. ein, die
"Behandlung" kann die Wartezeit im Callcenter, die Lieferbedingungen
im Versandhandel oder die Höhe von Kreditzinsen betreffen.
Autor des Gutachtens ist Dr. Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter
des Landes Schleswig-Holstein. Weichert beklagt in dem NDR
Politmagazin "Panorama" (Sendetermin: Donnerstag, 8. Dezember, um
21.45 Uhr im Ersten) und auf NDR Info die mangelnde Transparenz beim
Scoring. Kunden wissen meist gar nicht, dass sie von Unternehmen
bewertet wurden, so Weichert. Fragen Kunden trotzdem bei den
Unternehmen nach, kann dies sogar zur Verschlechterung des Scores
führen. Dabei handelt es sich beim Score nicht um eine
Tatsachenfeststellung, sondern nur um eine Prognose, die auch falsch
sein und damit zu Diskriminierung führen kann, kritisiert der
Datenschützer.
Wann Verbraucherminister Horst Seehofer das Gutachten vorstellt, ist
noch nicht bekannt.
Schwerpunkt der Untersuchung war die Befragung
von 500 Kreditinstituten, von denen nur 29 antworteten. "In
Deutschland wird Scoring immer noch als Geheimwissenschaft
behandelt", so Weicherts Erklärung für den geringen Rücklauf.
Quelle: Pressemitteilung NDR