BKA warnt vor neuer Betrugswelle im Internet
Archivmeldung vom 25.11.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDas Bundeskriminalamt (BKA) hat vor einer neuen Methode des Betrugs im Internet gewarnt. Dabei bieten die Kriminellen über E-Mails Stellen als "Warenagenten" an, wie das BKA in Wiesbaden mitteilte
Die Geworbenen, die den ungezielt gestreuten Spam-E-Mails zufolge Tausende Euro im Monat verdienen können, sollen Pakete entgegen nehmen und dann gemäß den Vorgaben der Täter weiterleiten. Der Verdienst wird auf Provisionsbasis versprochen, Versand- und Benzinkosten werden angeblich erstattet. Um das Arbeitsangebot seriöser zu machen, erhalten die Geworbenen laut BKA Arbeitsverträge etwa aus der Kurierdienstbranche zugesandt.
Hinter den Jobangeboten steckt laut BKA Betrug mit Online-Auktionshäusern und Bankkonten. Demnach ersteigern die Kriminellen mithilfe gestohlener oder gefälschter Zugangsdaten teure Artikel und bezahlen sie dann mit Geld von Konten, zu denen sie sich ebenfalls unerlaubt Zugang verschafft haben. Die Waren lassen sie von den ahnungslosen Verkäufern der Artikel an die Warenagenten versenden. Dadurch bleiben die wahren Kriminellen im Hintergrund, namentlich bekannt sind nur die Empfänger der ersteigerten Waren. Das BKA warnte, auch die Warenagenten könnten sich dabei strafbar machen und müssten zudem mit zivilrechtlichen Ansprüchen wegen der entstandenen Schäden rechnen.
Laut LKA seien die Straftatbestände im Internet landesweit von 2 077 Fällen in 2006 auf 1 918 Fälle im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Diese Zahlen seien wegen vereinzelter größerer Delikte mit mehreren Folgeschäden vor zwei Jahren jedoch kein Beleg für eine rückläufige Tendenz.
Der mit Abstand größte Teil der Straftaten im Internet entfiel 2007 mit rund 93 Prozent auf den Warenbetrug. Insgesamt stellten 1 782 Bürger Strafanzeige gegen Anbieter, die ihre Waren nicht geliefert hatten. Zu den restlichen sieben Prozent gehörten vor allem kinderpornografische Aktivitäten, Urheberrechtsverletzungen sowie Straftaten in der rechts- und linksextremen Szene.
Auf dem Vormarsch befinden sich den Angaben zufolge auch Betrüger, die über das Internet Fremdquartiere in den Feriengebieten an Touristen verkaufen, was bereits zu Doppel- oder Mehrfachbelegungen führte.
Nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammern (IHK) sind noch viele Unternehmen unzureichend gegen virtuelle Angriffe im Netz abgesichert. So verfügten noch nicht alle Betriebe, für die eine solche Vorschrift gelte, über einen Datenschutzbeauftragten, sagte Torsten Haasch von der IHK Neubrandenburg. Dies sei für alle Betriebe mit über neun Mitarbeitern, die mit personenbezogenen Daten arbeiten, verbindlich. Experten mahnten vor allem Firmen mit besonders sensiblen personenbezogenen Daten wie Call-Center zu Sicherheitsvorkehrungen gegen unberechtigte Zugriffe und Daten-Klau.
Generell sollten Schutzsysteme ständig aktualisiert, Passwörter regelmäßig geändert, Zugriffsberechtigungen von Mitarbeitern überwacht und Sicherungskopien von Firmendaten erstellt werden. Gewarnt wurde auch vor dem Gebrauch von Datenspeichern wie USB-Sticks, die oft als Geschenk von unbekannten Personen verteilt würden. Institutionen wie Forschungseinrichtungen oder betriebliche Entwicklungsabteilungen sollten zudem die vom Innenministerium angebotene geheimnisschutzbezogene Betreuung in Anspruch nehmen.