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Vergessen ist Teil der Erinnerung

Archivmeldung vom 20.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: birgitH / pixelio.de
Bild: birgitH / pixelio.de

Zu Unrecht wird das Vergessen meist negativ gesehen. Denn unser Gedächtnis funktioniert nur deshalb, da wir uns von überflüssigen Teilen des Gespeicherten wieder trennen können, berichten US-Forscher im Fachblatt "Current Directions in Psychological Science". "Ohne Vergessen würden die Erinnerungen unser Leben überschwemmen, das Lernen unmöglich machen und das Gehirn überfordern", betont Studienleiter Ben Storm von der University of Illinois.

Die Psychologen wiesen das in einer Reihe von Experimenten nach, bei denen sich Versuchspersonen Wörterlisten merken sollten. Die erste Aufgabe lautete etwa, sich eine Liste von Vogelnamen einzuprägen, die zweite, dasselbe bei bloß der Hälfte der Liste zu wiederholen. Durch die zweite Aufgabe vergaßen die Probanden die anderen Vögel wieder, verbesserten jedoch gleichzeitig bestimmte Problemlöse-Fähigkeit oder konnten Gedächtnisinhalte bei Ablenkung besser abrufen.

Um seine Funktionstüchtigkeit zu bewahren, entsorgt das Gehirn also Teile von Informationen, die nicht mehr benötigt werden. "Wer etwa beim Handywechsel eine neue Nummer bekommt, wird seine alte Nummer, die er zuvor jedem mitgeteilt hat, bald vergessen. Ebenso können die meisten nicht mehr auf Anhieb sagen, wo sie vorgestern ihr Auto geparkt haben - da die Information keinen Nutzen mehr hat. Das Gehirn entscheidet, dass die aktuellen Probleme wichtiger sind", so Storm.

Schlaf fördert das Vergessen

Auch Neurologen erkennen zunehmend, dass Verlernen und Vergessen für das Gehirn die gleiche Bedeutung haben wie Lernen und Erinnern. Speziell bei Angststörungen, Phobien oder Trauma dürfte eine fehlende Fähigkeit des Umlernens und Vergessens mitspielen. Auch ein Glutamat-Rezeptor konnte bereits als Schalthebel für das Vergessen ausfindig gemacht werden. Gelingt dessen spezifisches Ansprechen, wäre eines Tages sogar eine Vergessens-Pille denkbar.

Ein Mechanismus, der das Vergessen von Unnötigem begünstigt, ist der Schlaf. Am Tag gebildete Synapsen zwischen Neuronen lösen sich im Schlafzustand teils wieder, wodurch das Gehirn ein gewisses Gleichgewicht sicherstellt und wieder aufnahmefähig wird. Fehlt der Schlaf über längere Zeit, könnte dies langfristige Spuren hinterlassen.

Quelle: www.pressetext.com Johannes Pernsteiner

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