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Fund aus der Altsteinzeit: Hallescher Wissenschaftler bestimmt 300.000 Jahre alte Eierschalen

Archivmeldung vom 31.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Universitätsplatz mit Löwengebäude, Audimax, Juridicum und Melanchthonianum
Universitätsplatz mit Löwengebäude, Audimax, Juridicum und Melanchthonianum

Foto: OmiTs
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Singschwäne brüten heute in subarktisch-kühlen Gebieten. Ihre Vorfahren bevorzugten vor 300.000 Jahren südlicher gelegene Regionen, etwa das Gebiet des heutigen Niedersachsens. Das haben Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Tübingen und des niedersächsischen Amts für Denkmalpflege gemeinsam herausgefunden. Archäologen der Universität Tübingen hatten bei Ausgrabungen in der niedersächsischen Fundstelle Schöningen Überreste von Eierschalen entdeckt. Durch die Unterstützung des Ornithologen Dr. Frank Steinheimer vom Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der MLU (ZNS) konnten die Eierschalenreste verschiedenen Vogelarten zugeordnet werden.

Die Entdeckung der ältesten vollständig erhaltenen Holzwaffen des Menschen hat die altsteinzeitliche Fundstelle Schöningen in den 1990er Jahren international bekannt gemacht. In den 300.000 Jahre alten Ablagerungen eines ehemaligen Seeufers im heutigen Niedersachsen blieben organische Materialien ausgezeichnet erhalten: So auch Eierschalen, die Dr. Jordi Serangeli und Professor Nicholas Conard von der Universität Tübingen gemeinsam mit Dr. Frank Steinheimer von der MLU und Prof. Dr. Thomas Terberger vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege nun als Eierschalenreste verschiedener Vogelarten identifizieren konnten. Von der systematischen Auswertung der Eierschalen, einer außergewöhnlich seltenen Fundgattung, erwarten die Wissenschaftler in den nächsten Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Rekonstruktion der Klimaverhältnisse während der damaligen Warmzeit sowie neue Einblicke in das Verhalten der Zugvögel und die menschliche Ernährungsweise vor 300.000 Jahren.

Dank der akribischen Arbeitsweise bei der Ausgrabung wurden die nur wenige Millimeter bis Zentimeter großen Funde in den Überresten der Sedimente entdeckt. Der makroskopische und mikroskopische Vergleich der Funde mit Eiern heutiger Vögel im Naturhistorischen Museum Braunschweig und den Naturwissenschaftlichen Sammlungen der MLU erlaubte bislang die Bestimmung von fünf hervorragend erhaltenen Fragmenten: Eines zeigte eine sehr gute Übereinstimmung mit den Eierschalen des Kranichs (Grus grus), ein weiteres Fragment kann einer Ente (vermutlich Stockente, Anas platyrhynchos) zugewiesen werden. Drei weitere Bruchstücke finden ihre beste Entsprechung in den Eiern der heutigen Singschwäne (Cygnus cygnus). Diese Vögel brüten heute in der Regel in subarktisch-kühlen Regionen wie Island, Skandinavien und Sibirien. Hier ist die Landschaft von einer niedrigen Vegetation geprägt und die Temperaturen sind um einige Grad niedriger als in Mitteleuropa. Wertvolle Hinweise für die Identifizierung der Eierschalen lieferte die Max-Schönwetter-Sammlung des ZNS in Halle. Sie gehört mit 19.206 Eiern von 3.839 Vogelarten zu den umfangreichsten Eiersammlungen der Welt und wurde 2013 zum „National wertvollen Kulturgut" ernannt.

Die Eierschalen werfen auch die Frage auf, ob neben Pferdefleisch nicht auch Vogeleier jeweils im Frühjahr von Ende März bis Mai eine wichtige Nahrungsquelle der Menschen bildeten. Sie könnten ein weiterer Grund dafür gewesen sein, dass Menschen das Seeufer aufsuchten.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (idw)

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