Leibniz Universität Hannover entwickelt Prototyp für treppengängigen Elektrorollstuhl
Archivmeldung vom 22.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAn einer erheblichen Erleichterung des Alltags für gehbehinderte Menschen arbeitet das Mechatronik-Zentrum der Leibniz Universität Hannover. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln einen Rollstuhl, mit dem Insassen selbstständig Treppen überwinden können. Bislang sind vorwiegend technische Lösungen wie fest installierte Treppenlifte und sackkarrenähnliche Hebehilfen erhältlich.
"Es gibt zwar Konzepte für treppengängige Rollstühle, aber die kosten ab 50.000
Euro aufwärts", sagt Dipl.-Ing. Holger Blume von der Leibniz Universität
Hannover. "Der Nachteil der bisherigen Hebehilfen ist die fehlende Autonomie:
Der Insasse ist auf fremde Hilfe angewiesen", berichtet Dr.-Ing. Arne
Michaelsen, der seine Dissertation zu dem Thema angefertigt hat. Die Ingenieure
wollen einen autonomen treppengängigen Rollstuhl entwickeln, der preislich mit
einem normalen Elektrorollstuhl vergleichbar ist.
In dem Projekt haben
die Experten einen besonders effizienten Hubmechanismus entwickelt, bei dem die
Räder des Fahrstuhls mit Kurbeln hochgedrückt werden. Zur Steuerung reichen
einfache taktile Sensoren aus. Eine Kombination aus Kontaktschaltern und
Ultraschallsensoren identifiziert die Stufenhöhe. Beim Treppenaufstieg erkennt
ein Kontaktbügel die Annäherung an die Stufenkante. So ist der Rollstuhl in der
Lage, die Last einer Person über Treppen mit unterschiedlichen und unbekannten
Abmessungen der Stufenhöhe und -tiefe zu transportieren. Durch die "aktive
Insassenpositionierung" soll die Sitzfläche, die mit einem Schwenkarm befestigt
ist, dabei waagerecht bleiben und nicht kippen.
In ebener Umgebung bewegt sich der Rollstuhl energiesparend wie ein herkömmlicher elektrischer Rollstuhl und ist in seiner normalen Bewegungsfunktion nicht beeinträchtigt. Stößt der Kontaktbügel an eine Treppenstufe, läuft der Mechanismus automatisch ab. Insassen müssen dafür keine Schalter betätigen. Erste Gespräche mit der Industrie sind bereits gelaufen, um den Prototyp zu einem marktreifen Produkt weiterzuentwickeln. "Wir sind offen für weitere interessierte Industriepartner", sagt Holger Blume vom Institut für Robotik.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.