Kaffeesäcke erwecken Wüsten zum Leben
Archivmeldung vom 26.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMehr als 250 Millionen Menschen sind von der stetigen Ausbreitung der Wüsten betroffen. Jährlich kommen rund 41.000 Quadratkilometer Wüste hinzu, eine Fläche in etwa so groß wie die Schweiz. Forscher von der Universität Bremen haben jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem man verödete Flächen wieder begrünen kann, schreibt das Technologiemagazin Technology Review.
Besonders in Entwicklungsländern ist die Wüstenbildung ein großes
Problem. Durch falsche Bodennutzung in Landwirtschaft und
Weidetierhaltung schwindet die fruchtbare Muttererde. Immer weniger
Pflanzen können überleben, wodurch die Bodenerosion weiter
fortschreitet. Auch in Europa gibt es Regionen mit geschädigten
Böden: Hitze, Trockenheit oder verheerende Brände verschlechtern hier
die natürlichen Bodenfunktionen.
Hartmut Koehler vom Zentrum für Umweltforschung und
Umwelttechnologie (UFT) der Universität Bremen hat der
Desertifikation den Kampf angesagt und will mit alten Kaffeesäcken
wieder Leben in erodierte Böden bringen. Mit seinem Team hat Koehler
"ReviTec" entwickelt: In alte Kaffeesäcke füllen die Bremer Forscher
ein Substrat aus Sand, Kompost und anderen organischen Materialien.
Hinzu kommt ein so genanntes Hydrogel - ein biologisch abbaubarer
Stoff, der mehr als das Hundertfache seines Eigengewichts an Wasser
speichert. Vor dem Einsatz kommen Samen oder Setzlinge hinzu und die
Jutesäcke werden mit Leben besiedelt. Die Forscher setzen hierfür
standorttypische, vor Ort gewonnene Organismen ein. Immer dabei sind
bestimmte Mykorrhiza-Pilze, die mit den Pflanzen in eine Symbiose
treten. Die Pilze stellen der Pflanze Nährstoffe und Wasser zur
Verfügung, verweben den Boden und schaffen einen natürlichen
Erosionsschutz.
In Form von Wällen, Gittern oder Halbmonden werden die Jutesäcke
auf den erodierten Böden ausgelegt, denn diese Strukturen halten bei
Regen das abfließende Wasser auf. Zwei Jahre später haben die
Bodenorganismen die Jute abgebaut, die wieder angesiedelte Vegetation
hat den Erosionsschutz übernommen. Von den ReviTec-Inseln sollen sich
die Pflanzen weiter ausbreiten, da die Jutesäcke nur ein Zehntel der
verödeten Fläche bedecken.
Erste Erfolge haben die Forscher auf Mallorca erzielt: In einem
mehr als 1000 Hektar großen, von Waldbränden mehrfach zerstörten
Gebiet konnten die Biologen einheimische Steineichen ansiedeln - etwa
80 Prozent der Bäume überlebten auf dem verödeten Boden.
Quelle: Pressemitteilung Technology Review