Kieler Meeresforscher setzen neues Bohrgerät im Atlantik ein
Archivmeldung vom 04.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit einem neuen Bohrgerät, dem "Rockdrill 2" des Britisch Geological Survey, wollen Kieler Meeresforscher erstmalig die dreidimensionale Struktur von Erzlagerstätten in der Umgebung heißer Tiefseequellen untersuchen, die an Gesteine des oberen Erdmantels gebunden sind.
Fahrtleiter Dr. Sven Petersen vom IFM-GEOMAR ist schon ein wenig aufgeregt. Es
ist zwar beleibe nicht seine erste Expedition und auch das Untersuchungsgebiet
ist den Kieler Meereswissenschaftlern wohlbekannt. Diesmal gibt es aber eine
Premiere, von der sich alle Beteiligten viel erhoffen. Ausgerüstet mit einem
neuen Tiefseebohrgerät, dem "Rockdrill 2" des Britisch Geological Survey bricht
in der kommenden Woche das neue Forschungsschiff Maria S. Merian zu einer viel
versprechenden Expedition auf. Von Fort-de-France auf der Karibikinsel
Martinique aus geht es zum Ursprung des Atlantiks, zum
Logatchev-Hydrothermalfeld bei 14°45?N am mittelatlantischen Rücken, dort, wo
der Ozean jedes Jahr um einige Zentimeter wächst. In der Umgebung dieser
geologisch sehr aktiven Zone gibt es in 3000 m Wassertiefe heiße Quellen, aus
denen Wasser mit bis zu 360 Grad Celsius aus dem Boden schießt, das mit
bestimmten chemischen Elementen angereichert ist und diese als "Schwarze
Raucher" in der Umgebung wieder absetzt.
Dort wollen die Wissenschaftler des
IFM-GEOMAR und anderer deutscher Forschungseinrichtungen gemeinsam mit Kollegen
aus Großbritannien, China, der Schweiz und Russland die dreidimensionale
Struktur der erzhaltigen Ablagerungen untersuchen und ihre Entstehung besser
verstehen. Dazu gehören aber auch Aussagen über die Fluidpfade im Untergrund und
die Wechselwirkungen der Fluide mit dem Nebengestein wie auch erste
Untersuchungen zur Mikrobiologie unterhalb des Meeresbodens.
Als
Handwerkszeug dient ein neues Bohrgerät, das auf dieser Expedition zum ersten
Mal eingesetzt wird. Der "Rockdrill 2" des Britisch Geological Survey ist in der
Lage, bis zu 15 Meter lange Gesteinsproben zu erbohren. Der Kern wird in 10
jeweils 1.5 Meter langen Tranchen erbohrt, was die technische Umsetzung dieses
schwierigen Vorhabens erleichtert.
"Damit kratzen wir nicht mehr an der
Oberfläche herum, sondern können viel besser quantifizieren, bis zu welcher
Tiefe die erzhaltigen Gesteine vorkommen", hofft Fahrtleiter Dr. Sven Petersen.
Aus der Kenntnis der vertikalen Struktur können wir auch wichtige Rückschlüsse
über die Bildung solcher Lagerstätten gewinnen, so Petersen weiter.
Das
Unternehmen hat aber auch einen Hauch von Abenteuer. Ein neues Gerät, mit dem in
3000 Meter Tiefe an einem Hang mit zum Teil starker Neigung, 15 Meter tiefe
Löcher gebohrt werden sollen, das wird Besatzung und Wissenschaftler zu 100%
fordern. "Immer wenn das Bohrgerät mit den Proben an Deck gehievt wird, erreicht
die Spannung ihren Höhepunkt", so Prof. Peter Herzig vom IFM-GEOMAR, der dem
Bohrgerät das notwendige Tiefseekabel spendiert hat. "Auch bei bester
Vorbereitung kann niemand vorhersagen, ob die Proben die Erwartungen erfüllen
oder nicht. Meeresforschung ist eines der letzten Abenteuer und wir sind schon
alle gespannt, welche Geheimnisse wir den Tiefen der Ozeane diesmal entlocken
können".
Die Expedition ist Teil des Projekts "HYDROMAR IV", ein Vorhaben im
Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms 1144 "Vom Mantel zum Ozean: Energie-, Stoff-
und Lebenszyklen an Spreizungsachsen", das am IFM-GEOMAR koordiniert wird.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.