Sind Photonen unterscheidbar?
Archivmeldung vom 25.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor wenigen Wochen platzierte das Dortmunder-Physiker Team um Prof. Manfred Bayer bereits einen Beitrag zum Thema Quantenoptik im renommierten Naturwissenschaftsmagazin "Nature". Jetzt konnten die gleichen Wissenschaftler der TU Dortmund auch in der anderen ebenso bedeutenden Fachpublikation veröffentlichen. Die neueste Ausgabe von "Science" berichtet über die Forschung zum Thema Unterscheidbarkeit von Photonen.
Im Experiment haben die Dortmunder die Möglichkeit betrachtet, dass
Photonen alle gleichzeitig eintreffen, also ununterscheidbar sind, und
die Ergebnisse mit Photonen verglichen, die zu unterschiedlichen
Zeitpunkten eintreffen, also unterscheidbar sind. Das Problem: Die
Photonen bewegen sich mit äußerst hoher Geschwindigkeit, Messungen
müssen auf einer Zeitskala von 10 Billionstel Sekunden erfolgen. Und
genau hierfür haben die Dortmunder Wissenschaftler den weltweit ersten
Detektor entwickelt, der einzelne Photonen mit Billionstel Sekunden
Zeitauflösung messen und miteinander vergleichen kann.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe bestehend aus Marc Aßmann, Franziska
Veit und Manfred Bayer bestätigen die quantentheoretischen
Überlegungen: Stark vereinfacht ausgedrückt wurden gleichzeitig
eintreffende Photonen häufiger detektiert als Photonen, die zu
unterschiedlichen Zeitpunkten eintreffen. Zwar sind die Ergebnisse in
erster Linie für die Grundlagenforschung interessant, aber auch für
eine Umsetzung könnten sie Relevanz besitzen. Denn es ist prinzipiell
vorstellbar, dass gleichzeitige Eintreffen von Photonen in der Mikro-
und Nanoelektronik zu nutzen, zum Beispiel für eine Signalübermittlung
oder die gezielte Erzeugung einer hohen Energiedichte.
Zusätzlich konnten die Dortmunder Wissenschaftler Photonen aus einer
Halbleiterlichtquelle, einem so genannten "Mikroresonator im Regime der
starken Kopplung", der ihnen von der Arbeitsgruppe von Jorn Hvam von
der Dänisch Technischen Universität in Kopenhagen zur Verfügung
gestellt wurde, detektieren. Ähnliche Experimente konnten bislang nur
einzelne Atome als Photonenquelle nutzen. Und der Umstand, dass
Halbleiterlichtquellen als Laser- oder Leuchtdioden in großem Maße zum
Beispiel in der Unterhaltungselektronik eingesetzt werden, rückt
prinzipiell auch eine industrielle Nutzung der Dortmunder
Forschungsergebnisse in den Bereich des Möglichen.
Quelle: TU Dortmund