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Fernsehen lähmt Eltern-Kind-Interaktion

Archivmeldung vom 16.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Flickr/Mamchenkov
Bild: Flickr/Mamchenkov

Das Fernsehen lässt Eltern und Kinder weniger miteinander reden und behindert auch die Entwicklung von Lesen und Sprache. Das berichten Forscher der Ohio State University in der Zeitschrift "Human Communication Research". Sie zeigten, dass Mütter ihren Kindern vor laufendem Bildschirm weniger Antworten und Beschreibungen liefern und weniger auf neue Worte reagieren als beim Büchervorlesen. Die Empfehlung der Experten: Weniger TV-Konsum bei Kindern - der Eltern-Kind-Beziehung und auch dem Lesen zuliebe.

Die Forscher beobachteten, wie 73 Kinder zwischen anderthalb und sechs Jahren gemeinsam mit ihren Müttern ein Kinder-Fernsehprogramm schauten, Kinderbücher sahen oder mit Spielzeug spielten. Die Interaktion zwischen Mutter und Kind war beim Büchervorlesen qualitativ und quantitativ viel besser als beim Fernsehen, zeigte sich. Die Spielzeug-Interaktion schnitt hingegen mittelmäßig ab. In weiteren Tests lagen die Kinder umso besser in ihrer altersgemäßen Sprache und Lesefähigkeit, je weniger sie täglich TV schauten.

Als entscheidenden Punkt sehen die Forscher jedoch, dass die Zeit vor dem Bildschirm die Eltern-Kind-Kommunikation verschlechtert. "Eltern gehen beim Fernsehen weniger auf Kinderfragen ein als bei anderen Tätigkeiten. Fehlt diese Aufmerksamkeit und Nähe, so verstärkt dies im Kind Ängste sowie auch die Auffassung, dass die Welt unvorhersehbar und unveränderbar ist", glaubt Studienleiterin Amy Nathanson. Gerade weil Kinder sich in einer entscheidenden Entwicklungsphase befinden, sollten Eltern sie nicht vor dem Fernseher alleine lassen und möglichst oft positive Alternativen suchen.

Auch Kinderfernsehen ungeeignet

Ein ähnliche Warnung vor dem Fernseher liefern Forscher der University of Virginia in der Zeitschrift "Pediatrics". Kinder-Cartoons wie etwa "SpongeBob" überlasten aufgrund der häufigen Schnitte und der Bilderfülle das Gehirn von Vierjährigen und beeinträchtigen damit schon nach zehn Minuten das Lernen und die Konzentration. Ruhigere Serien wie etwa "Caillou" sind günstiger, können im Ergebnis aber dennoch nicht mit Aktivitäten abseits des TV-Gerätes mithalten - Malen mit Buntstiften etwa.

"Noch immer hegen viele Eltern den Irrglauben, das Fernsehen nütze dem Gehirn ihrer Kleinkinder", kritisiert Dimitri Christakis von der University of Washington. Der US-Pädiater hat vielfach gezeigt, wie das Fernsehen der Sprache, den kognitiven Fähigkeiten und der Aufmerksamkeit von Kindern schadet. Für jede TV-Stunde sinkt die Kommunikation zwischen Eltern und Kleinkind laut seinen Ergebnissen um 770 Wörter - da Kinder vor der Glotze geparkt oder die Eltern selbst durch den Bildschirm abgelenkt werden.

Quelle: www.pressetext.com / Johannes Pernsteiner

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