1407 Meter unter dem Meeresboden
Archivmeldung vom 13.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Blick unter die "Schale" der Erde, insbesondere unter den Meeresboden, ist bei Forschern heiß begehrt. Im Mai berichtete ein internationales Forscherteam im Magazin Science nun von einem großen Erfolg: Erstmals ist es einer Expedition des Internationalen Tiefseebohrprogramms IODP gelungen, den oberen Teil der zweigeteilten so genannten ozeanischen Kruste im Pazifik zu durchbohren. IODP steht für Integrated Ocean Drilling Program.
Die Besonderheit dieser Bohrung besteht darin, dass sie den unteren Teil der
Kruste in einer Tiefe von 1407 Metern unter dem Meeresboden erreichte, ohne das
Profil des oberen Teils zu beschädigen. Forscher der Universität Karlsruhe sind
an diesem Bohrprogramm mit einem Projekt beteiligt. Die Gruppe am Institut für
Mineralogie und Geochemie erforscht unter der Leitung von Professor Dr.
Heinz-Günter Stosch, unter welchen Bedingungen sich Edelmetalle in der Erdkruste
anreichern.
Die Karlsruher Wissenschaftler untersuchen vor allem, warum
sich die Elemente der Platingruppe nur an bestimmten Stellen im Profil
angelagert haben. Mit dieser vollständigen und intakten Probe ist es zum ersten
Mal möglich, eine 'Bestandsaufnahme' der Edelmetalle in dieser Schicht
vorzunehmen. Dr. Birgit Scheibner, Teilnehmerin an der Expedition und
Mitarbeiterin von Professor Stosch, beurteilt diese Bohrung dafür als
entscheidenden Schritt: "Jetzt können wir die Prozesse, die für die Verlagerung
des Platins innerhalb der Ozeankruste verantwortlich sind, erstmals quantitativ
beschreiben." Angetrieben wird die Edelmetallverlagerung durch die so genannte
hydrothermale Zirkulation in der ozeanischen Kruste. Das Seewasser, das durch
die Erdkruste dringt, ist vergleichsweise agressiv und löst so das Platin aus
dem Gestein heraus. Ändern sich die Bedingungen in der Umgebung, ist
beispielsweise das Wasser an einer Stelle kälter, gibt es das Platin wieder ab.
An bestimmten Stellen entsteht so eine hohe Konzentration von Edelmetallen in
der Kruste. Durch die Plattenbewegung wird die Erdkruste mit den Edelmetallen
teilweise auf die Kontinente aufgeschoben. Dadurch wird der Abbau der Metalle
möglich.
Doch nicht nur der Edelmetalle wegen waren die Forscher auf dem
Bohrschiff "Joides Resolution" unterwegs. Sie untersuchen auch, wie die
ozeanische Kruste überhaupt gebildet wird. Sie entsteht an den Mittelozeanischen
Rücken - vulkanisch aktiven Zonen am Meeresboden. Die Mittelozeanischen Rücken
driften auseinander und treiben die Bewegungen der Erdplatten an. Diese Bewegung
kann an den Plattengrenzen Erdbeben auslösen. Die Bildung der ozeanischen Kruste
genau zu verstehen, ist daher ein zentrales Ziel der Erdbebenforschung.
Die Bohrung soll im Jahr 2008 weitergeführt werden - von der
Übergangszone zwischen Ober- und Unterkruste bis zur Grenze zwischen Kruste und
Erdmantel ist es noch ein weiter Weg. Nächstes Ziel ist nun das vollständige
Durchbohren der Unterkruste.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.