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Tödliche Gewohnheit im Straßenverkehr

Archivmeldung vom 13.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Kölner Physiker Professor Dr. André Bresges hat untersucht, warum Autofahrer so gravierende Fehler auf Strecken machen, die sie besonders gut kennen. Bresges hat dabei mit Professorin Dr. Elke Gizewski vom Universitätsklinikum Essen und dem Fachbereich Polizei der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW zusammengearbeitet. Die Wissenschaftler(innen) stellten eine Untersuchungsgruppe von 16 erfahrenen Autofahrern und 16 weniger routinierten Fahren zusammen.

In einem eigens für die Studie entwickelten Fahrsimulator sahen sich die Probanden zunächst sechs Minuten lang passiv eine Fahrt an. Das Fahrzeug fuhr mehrfach eine programmierte Strecke mit Kurven und Hindernissen entlang. In einem Nebenraum befuhren die Testpersonen die simulierte Strecke dann so lange virtuell, bis sie ihnen ähnlich bekannt war wie die tägliche Fahrt zur Arbeit.

Anschließend wurden die Probanden gebeten das Fahrzeug mit einem Joystick zu lenken und die bekannte Strecke zu betrachten, während die Wissenschaftler die Gehirnaktivität aufzeichneten. Zur Analyse der Gehirnaktivität nutzten die Forscher die funktionelle Magnetresonanztomographie. Bei Aktivierung bestimmter Hirnregionen ändert sich der Energiebedarf der aktiven Nervenzellen und damit die Durchblutung in dem Hirnbereich. Der Magnetresonanztomograph misst die Veränderung der Gewebedurchblutung in den Hirnregionen und gibt diese bildlich auf Querschnitten an.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Gehirn auf unbekannte Strecken stärker reagiert als auf bekannte. Als die befahrene Strecke den Probanden zur Routine wurde, war die Aktivität des Gehirns deutlich reduziert, bei den erfahrenen Autofahrern genauso wie bei den unerfahrenen Der Fahrer steuert das Auto also ohne sich bewusst zu orientieren.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen prüft zurzeit, welchen Einfluss die Studie auf Aktivitäten in der Verkehrssicherheitsarbeit haben wird. Die Erkenntnisse werden bereits in der Fortbildung des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW zum Beispiel für die Verkehrssicherheitsberatung der Polizei genutzt. Den Autofahrerinnen und Autofahrern müsse deutlich werden, dass Gefahren gerade auch auf den scheinbar bekannten und harmlosen Strecken lauern. Das Risiko junger Berufstätiger wie dem Bäckergesellen auf dem Weg zur Arbeit soll gezielt vermindert werden.

Insgesamt 86 % der Verkehrsunfälle sind auf das Fehlverhalten des Fahrzeugführers zurückzuführen, berichtet das Statistische Bundesamt zur Unfallentwicklung auf deutschen Straßen 2008. Dabei sind junge Erwachsene die mit Abstand am stärksten gefährdete Altersgruppe. 66 % der 18- bis 24-Jährigen unfallbeteiligten Pkw-Fahrer wurden von der Polizei als Hauptverursacher eingestuft. Dabei passieren wochentags die meisten Unfälle während des Berufsverkehrs. Dabei gibt es Unterschiede je nach Beschäftigungszweig, Beschäftigte des Backgewerbes verunglücken mehr als dreimal häufiger als andere Erwerbstätige. Das geht aus einer Studie von Dr. Michael Geiler und Professor Dr. H.-Peter Musahl) der Universität Dusiburg-Essen hervor.

Quelle: Universität zu Köln

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