Hunderte von seltenen Dodo-Knochen entdeckt
Archivmeldung vom 23.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Freitag, dem 28. Oktober 2005, entdeckte ein holländisch-mauritisches Forschungsteam die allererste unversehrte Schicht von Knochen und botanischem Material, darunter auch Überreste von Dodo-Vögeln. Das Alter des Materials wird auf 2000 bis 3000 Jahre geschätzt. Dieser jüngste Fund wird eine erste wissenschaftliche Erforschung und Rekonstruktion der Welt des Dodo (Raphus cucullatus) ermöglichen, bevor Europäer auf Mauritius landeten und diese Tierart ausrotteten.
Das Forschungsteam besteht aus den holländischen Wissenschaftlern
Kenneth F. Rijsdijk (Geologe, TNO), Frans P.M. Bunnik
(Paläobotaniker, TNO), und Pieter Floore (Archäologe, Hollandia),
Alan Grihault (einheimischer Dodo-Experte), und Christian Foo Kune,
Leiter der "Mon Trésor et Mon Désert" (MTMD) Zuckerrohrplantage, zu
der das Gebiet gehört, in dem die Entdeckung gemacht wurde. Julian
Hume, ein britischer Paläontologe, der ebenfalls ein Mitglied des
Forschungsteams ist, vermochte das Alter und die Herkunft der Knochen
näher zu bestimmen.
Das fossile Material wurde in dem mauretanischen Gebiet "Mare aux
Songes" ausgegraben, einem tief liegenden Sumpfgebiet im trockenen
südöstlichen Teil der Insel, das der MTMD gehört. Bis dato wurden
etwa 80 Square Feet ausgehoben, wobei man über 700 Knochen entdeckte.
Alle Knochen wurden in einer Schicht entdeckt und lassen daher auf
ein Massengrab schliessen. Der Fund erbrachte mehrere Dodo-Knochen,
darunter die Überreste von Dodo-Küken und den überaus seltenen Teil
eines Vogelschnabels, von denen angeblich nur einige wenige auf der
ganzen Welt existieren. Darüberhinaus fanden sich Knochen von
verschiedenen anderen ausgestorbenen Vogelarten, einheimischen
Riesenschildkröten und einer Baby-Riesenschildkröte, sowie zahlreiche
Samen und Überreste von (zum Teil) ausgestorbenen Bäumen und
Pflanzen. Der Fundort all dieser Knochen in einer einzigen Schicht
lässt die Wissenschaftler vermuten, dass es sich um ein Massengrab
handelt.
Obwohl im 19. Jahrhundert einige Dodo-Knochen im "Mare aux Songes"
gefunden wurden, wurde die Fundstelle nie unter geologischen und
ökologischen Gesichtspunkten erforscht. Diese Art der Nachforschung
ist vonnöten, um die Landschaft, die wild lebenden Tiere und die
Vegetation des Gebiets zu rekonstruieren und festzustellen, ob die
Tiere vielleicht in grosser Anzahl bei einer Naturkatastrophe ums
Leben gekommen sind. Darüberhinaus ermöglicht sie den
Wissenschaftlern Aufschluss darüber, wie eine solch gewaltige
Ansammlung von Knochen, Samen und Holz im Sumpf landen und so gut
erhalten bleiben konnte. Seit der Entdeckung von Dodo-Knochen im Jahr
1920 wurden hier keine weiteren Funde verzeichnet. Dank geologischer
Forschungen wurde dieses Massengrab entdeckt. Julian Hume hat
kürzlich das bereits im "Mare aux Songes" gefundene Material erneut
untersucht und auch einige Knochen von Dodo-Küken entdeckt. Falls an
dieser Stelle in Zukunft weiter geforscht wird, rechnet das
Forscherteam damit, auf weitere Überreste von Dodo-Küken zu stossen.
Es wurde ein internationales Team zusammengestellt, um eine
genaue, systematische Untersuchung des Fundortes durchzuführen. Die
Studie erfolgt durch einheimische (botanische) Spezialisten aus
Mauritius in enger Zusammenarbeit mit führenden europäischen
Instituten, darunter das Nationaal Natuurhistorisch Museum Naturalis
aus Leiden (Niederlande), das London Natural History Museum und die
Geologische Abteilung der TNO (Niederländische Organisation für
Angewandte Wissenschaftliche Forschung).
Quelle: Pressemitteilung Naturalis