Warme Getränke sorgen für positivere Einschätzung des Gegenübers
Archivmeldung vom 24.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakNach Angaben des Fachblattes "Science" haben die Psychologen Lawrence Williams und John Bargh festgestellt, dass Menschen ihr Umfeld deutlich positiver wahrnehmen, wenn sie dabei ein warmes Getränk in der Hand halten.
Ein warmes Getränk in den Händen beeinflusst die Psyche des Menschen: Die Wissenschaftler Lawrence Williams und John Bargh konnten zeigen, dass Menschen mit heißem Kaffee in der Hand einen Fremden als fürsorglicher und großzügiger einschätzen, als wenn sie einen Eiskaffee halten. Auch das eigene Verhalten scheint sich zu ändern: Wenn Menschen ein Heißgetränk in der Hand haben, werden sie großzügiger. Dies berichten die Psychologen der Universität von Colorado und der Yale Universität im Fachblatt "Science"
Ausgestattet mit heißem Kaffee oder Eiskaffee führten Assistenten der Wissenschaftler 41 Probanden durch das Institut zu den Test-Räumen. Am Fahrstuhl des Gebäudes angekommen, baten sie die Freiwilligen das Getränk kurz zu halten, um sich ihre Namen zu notieren. Anschließend erhielten die Probanden Informationen über eine Person, deren Persönlichkeit sie einschätzen sollten. Hatten sie den heißen Kaffee gehalten, schätzten sie die Person deutlich positiver ein.
Warme Hände machen großzügig
Dass die Temperatur neben den Gefühlen auch das Verhalten beeinflusst, zeigten die Wissenschaftler in einem zweiten Versuch: Die Probanden bekamen für einen simulierten Produkttest entweder eine Kühl- oder Wärmekompresse der Art, wie man sie aus in der Therapie von Rückenschmerzen oder Verstauchungen kennt, in die Hand. Und als Belohnung für die Testteilnahme wurde ihnen ein Gutschein für die Eisdiele angeboten. Sie mussten jedoch zuvor entscheiden, ob sie den Gutschein selbst behalten oder einem Freund schenken.
Die Kandidaten, die eine Kühlkompresse in den Händen hielten, wollten den Gutschein in 75 Prozent der Fälle selbst behalten. Mit einer erwärmten Kompresse dagegen verschenkten 54 Prozent ihre Belohnung. "Die Temperatur beeinflusst damit nicht nur, wie wir andere Menschen beurteilen, sondern auch unser eigenes Verhalten", sagt Bargh.
Wissenschaftler der Universität Toronto zeigten kürzlich in einer Untersuchung, dass Menschen, die sich einsam fühlen, eher frieren. Dass im Umkehrschluss Wärme auch die Psyche eines Menschen beeinflusst, ist für Williams keine große Überraschung: "Das zeigt, wie stark die Verbindung zwischen Physiologie und Psychologie also Geist und Körper ist." Der Psychologe vermutet, dass Wärme schon von der frühen Kindheit an über den Mutterkontakt mit Gefühlen wie Vertrauen verknüpft wird. Diese Prägung - laut Williams "unterschwellig und gleichzeitig sehr mächtig" - bleibe lebenslang erhalten und schlage sich auf gesellschaftlicher Ebene auch in der Sprache wieder, etwa bei der Charakterisierung von Menschen als warmherzig oder kalt.