"Mikrobielle Wolke" macht Menschen einzigartig
Archivmeldung vom 24.09.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJeder Mensch ist von einer ganz speziellen "Wolke", bestehend aus Millionen eigener Bakterien, umgeben - diese macht ihn einzigartig. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der University of Oregon gekommen. Geht man durch die Wolke eines anderen, "regnet" es Bakterien auf die Haut und sie werden in die eigenen Lungen aufgenommen. Die auf elf Studienteilnehmern beruhenden Forschungsergebnisse zeigten, dass es möglich ist, Menschen über ihren mikrobiellen Dunst, das sogenannte Miasma, zu identifizieren.
Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass das Mikrobiom des Menschen, also die gesamte Ansammlung von Bakterien, Viren und Pilzen, die auf der Haut und im Körper leben, die Anzahl der Zellen in einem Verhältnis von zehn zu eins übersteigt. Das Mikrobiom kann über direkten Kontakt, den Luftweg und abgestorbene Hautzellen im Staub verbreitet werden.
Untersuchung in luftdichter Kammer
Die Studienteilnehmer hielten sich vier Stunden lang in einer dicht verschlossenen Kammer auf. Luft wurde nur gefiltert zugeführt, um eine Verunreinigung zu vermeiden. Schalen und Filter im Inneren der Kammer sammelten Proben von dem, was von diesen Personen freigesetzt wurde. Die gesammelten Bakterien wurden dann von den Wissenschaftlern analysiert. James Meadow, einer der Studienautoren, betonte, dass die Forscher erwartet hatten, das menschliche Mikrobiom in der Luft rund um eine Person nachweisen zu können. "Wir waren jedoch völlig überrascht, dass es uns auch gelang, die meisten Teilnehmer über ihre Proben zu identifizieren."
Die Forscher argumentieren, dass diese persönliche Mischung auch forensisch genutzt werden könnte. So könnte zum Beispiel nachgewiesen werden, ob jemand durch einen Raum gegangen sei. Derzeit ist jedoch nicht erforscht, ob sich die mikrobielle Wolke eines Menschen im Lauf der Zeit verändert. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin PeerJ veröffentlicht.
Permanenter Austausch von Bakterien
Der Mikrobiologe Ben Neuman von der University of Reading erklärte gegenüber der BBC, dass bisher zwar bekannt gewesen sei, dass man den Körpergeruch eines Menschen wahrnehmen kann, jetzt sei aber klar, dass es sich dabei um die ganzen Lebensformen handle, die eine Person besiedeln. "Das kann es ganz schön schwierig machen, sich in der Nähe anderer Menschen aufzuhalten." Diese eher ekligen Forschungsergebnisse ergeben jedoch Sinn in Hinblick auf die nähere Erforschung des menschlichen Mikrobioms: "Wir verändern uns gegenseitig pausenlos." Laut Neuman wäre es sehr sinnvoll zu wissen, welche Bakterien sich über die Luft verbreiten können. Eine wirkliche gesundheitliche Gefährdung sieht der Experte durch diesen permanenten Austausch jedoch nicht.
Quelle: www.pressetext.com/Michaela Monschein