Radiowellen sollen Kosmos in 3D vermessen
Archivmeldung vom 23.09.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher der kanadischen University of British Columbia haben einen neuen Weg gefunden, wie man die Entfernungen im Kosmos messen kann - und zwar mithilfe von mysteriösen kosmischen Energiestößen. Diese sogenannten "Fast Radio Bursts" sind einmalige kurze Ausbrüche im Bereich der Radiowellen mit einer Dauer von wenigen Millisekunden in extragalaktischen Entfernungen, deren Ursprung oder Ursache noch unbekannt ist.
Obwohl bislang erst zehn dieser Wellenstöße aufgezeichnet worden sind, glauben die Forscher, dass es Tausende solcher Fast Radio Bursts an nur einem einzigen Tag gibt. Damit soll der Kosmos in 3D kartografiert werden. "Wir haben eine Idee entwickelt, dieses Phänomen zu verwenden, um kosmologische Objekte im Universum zu beobachten. Wir glauben daran, diese Blitze benutzen zu können, um ein Bild zu kreieren, dass uns zeigt, wie die Galaxien im Raum verteilt sind", meint Forscher Kiyoshi Masui.
Wenn diese schnellen Radiowellen in Richtung Erde reisen, breiten sie sich aus und treffen zu unterschiedlichen Zeiten, abhängig von ihrer Wellenlänge, auf die Erde. Die Forscher wollen nun diese unterschiedlichen Ankunftszeiten von verschiedenen Wellenlängen dazu verwenden, den Kosmos zu vermessen. Die Größe der Streuung im Signal, die zur Erde kommt, gibt den Forschern eine Idee davon, wie viele Elektronen beziehungsweise wie viel Material, inklusive Sterne, Gas und schwarzer Materie, sich zwischen Erde und Radioquelle befinden.
Katalog von Galaxien
Ein Radioteleskop soll nun erste Daten erhalten. "Dieses Teleskop hat das Potenzial, mehr als 100 solcher Ereignisse am Tag zu identifizieren", so Kris Sigurdson, Professor für Physik und Astronomie. "Wenn diese Daten kosmisch sind, können wir sie verwenden, um einen Katalog von Galaxien zu produzieren." Bislang hat man die Distanzen von weit entfernten Objekten durch die Rotverschiebung von Licht gemessen. Die Technologie basiert auf der Theorie eines expandierenden Weltalls. Je weiter ein Objekt von der Erde entfernt ist, desto schneller bewegt es sich. Das neue System funktioniert dann eher so wie ein GPS-Satellitensystem.
Quelle: www.pressetext.com/Christian Sec