Stardust: Überraschende Mischung aus Feuer und Eis
Archivmeldung vom 15.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStardust ist die erste Weltraummission, die festes Material von einem anderen Himmelskörper als dem Mond zur Erde geholt hat, einige Tausend Staubteilchen vom Kometen Wild 2, den die NASA Sonde 2004 besucht hatte. Nach der erfolgreichen Landung der Stardust-Kapsel am 15. Januar 2006 in der Wüste von Utah in den USA wurden die Kometenproben von einem internationalen Team von etwa 175 Wissenschaftlern weltweit untersucht.
Erste Ergebnisse werden in sieben Artikeln vorgestellt, die am 15. Dezember 2006 in der Online-Ausgabe des renommierten Wissenschaftsjournals Science erscheinen.
An den Untersuchungen waren auch Dr. Thomas Stephan vom Institut für
Planetologie der Universität Münster sowie sein Doktorand Jan Leitner beteiligt.
Stephan ist Mitglied von vier der sechs internationalen Teams, die die
unterschiedlichen Eigenschaften des Kometenstaubs untersucht haben, und ist
Co-Autor von fünf der jetzt in Science erschienenen Artikel. Er hat für seine
Untersuchungen eine Technik eingesetzt, die in Münster am Physikalischen
Institut der Universität entwickelt wurde und von der münsterschen Firma ION-TOF
weltweit vertrieben wird.
Stephan hat durch seine Arbeit in der
Vergangenheit diese Technik für die Planetologie erst einsetzbar gemacht. Mit
der so genannten Flugzeit-Sekundärionen-Massenspektrometrie war es möglich, die
elementare, isotopische, organische und teilweise auch mineralogische
Zusammensetzung des Kometenstaubs im Detail zu untersuchen.
Die ersten
Ergebnisse, die nun in Science vorgestellt wurden, haben unser Bild von Kometen
drastisch verändert und bemerkenswerte Einblicke in den Ursprung von Kometen und
die Entstehung des Sonnensystems geliefert. Bisher hatte man angenommen, dass
Kometen isoliert waren von den Prozessen des inneren Sonnensystems, der Region
also, in der zum Beispiel unsere Erde entstanden ist. Stattdessen sollten sie
von kleinen Staubkörnern dominiert sein, die in der Umgebung anderer Sterne oder
im Raum zwischen den Sternen entstanden sind.
Die große Überraschung war
nun, dass ein Hauptteil des Materials von Wild 2 in der Nähe der Sonne gebildet
wurde. Im Gegensatz zu Vorhersagen aufgrund astronomischer Beobachtungen,
bestehen diese Kometenpartikel vorwiegend aus kristallinem Material. Darunter
sind Minerale, die bei Temperaturen vermutlich oberhalb von 1700 °C entstanden
sind.
Wurden Kometen bisher durch das gefrorene Wasser in ihnen als
kalte Objekte charakterisiert, hat man nun also Minerale gefunden, die bei hohen
Temperaturen gebildet wurden - eine Mischung aus Feuer und Eis. Die Bestandteile
des Kometen stammen sowohl aus den heißesten als auch aus den kältesten Regionen
des Sonnensystems. Es muss im frühen Sonnensystem also ein Materietransport
stattgefunden haben, der Material von innerhalb der Merkurbahn in die äußeren
Bereiche jenseits von Neptun und Pluto transportiert hat.
Wichtig für das
neue Bild von Kometen waren die Ergebnisse aus Münster, die unter anderem
gezeigt haben, dass der Kometenstaub einerseits im Detail extrem heterogen
aufgebaut ist, also aus vielen kleinen - oftmals kleiner als ein tausendstel
Millimeter - Mineralkörnern mit den unterschiedlichsten Elementverhältnissen
besteht, der Komet als Ganzes andererseits dieselbe chemische Zusammensetzung
besitzt wie unser Sonnensystems.
Trotz dieser beachtlichen ersten Erfolge,
steht die Untersuchung der Stardust-Proben nach wie vor noch am Anfang. Der
Kometenstaub, von dem bislang weit weniger als 10 Prozent untersucht wurde, wird
die Planetologen weltweit noch über Jahre beschäftigen.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.