Neue Wirbelstrukturen bei der Flüssigmetallströmung entdeckt
Archivmeldung vom 21.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Umströmung eines Hindernisses ist ein klassisches Problem in der Strömungsmechanik. Wohlbekannte Beispiele aus der Technik sind die Umströmung eines Flugkörpers oder eines PKW. Interessant wird es, wenn das Hindernis für die Strömung ein Magnetfeld ist - ein Phänomen bei Strömungen in flüssigen Metallen. Wissenschaftler der TU Ilmenau haben experimentell ein komplexes Strömungsmuster hinter dem Magnetfeld nachgewiesen.
Die Versuchsanordnung, in der das Muster realisiert werden kann, ist im Prinzip
denkbar einfach: In einem flachen Kanal werden unter und über dem Kanal zwei
gegenüberliegende Magneten mit entgegengesetzter Polung angebracht. Das
Magnetfeld, das durch den Kanal hindurchgreift, bremst durch die
elektromagnetische Wechselwirkung in seinem Einwirkungsbereich die Strömung ab;
und zwar am stärksten dort, wo das Magnetfeld am intensivsten ist. Auf diese
Weise wird die Strömung gezwungen - ähnlich wie bei einem materiellen Hindernis
- um das Magnetfeld herumzufließen. Der strömungsbremsende Effekt von
Magnetfeldern auf Flüssigmetallströmungen ist seit längeren bekannt und wird in
der Metallindustrie (z.B. beim kontinuierlichen Gießen von Stahl) benutzt, um
unerwünschte Strömungen zu unterdrücken.
Neu ist, wie die Ilmenauer
Forschergruppe Magnetofluiddynamik in der Zeitschrift Physical Review Letters
(Ausgabe vom 4. April 2007) berichtet, dass hinter dem Magnetfeld ein komplexes
Strömungsmuster aus sechs miteinander verbundenen, stationären Wirbeln entstehen
kann. Das Wirbelsextett wurde sowohl im Experiment durch Ultraschallmessung als
auch in aufwändigen dreidimensionalen numerischen Simulationen nachgewiesen. Der
neu gefundene Effekt bedeutet einerseits einen Fortschritt für das Verständnis
der Beeinflussung von Flüssigmetallströmungen durch Magnetfelder, andererseits
gibt es für ihn ein interessantes Anwendungspotential zur berührungslosen
Kontrolle von heißen Flüssigmetallschmelzen in der Metallindustrie.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.