Das Loch im Eis: Forscher enträtseln Phänomen der Weddell Polynya
Archivmeldung vom 23.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Studie zeigt erstmals einen Zusammenhang zwischen dekadischen Klimaschwankungen in der Südhemisphäre und dem Auftreten der Großen Weddell Polynya. "Die Daten haben uns eine interessante und ungewöhnliche Entwicklung im regionalen Klimageschehen kurz vor der Bildung der Polynya aufgezeigt", erzählt Martin Visbeck, Professor für physikalische Ozeanographie am IFM-GEOMAR und Koautor der Studie.
Die Forschergruppe stellte einen Zusammenhang zwischen der Polynya und
der Abschwächung der Winde im Gebiet des Zirkumpolarstroms und dem
antarktischen Kontinent in den Daten fest. Der Zirkumpolarstrom ist wie
eine mächtige Wasserstraße, die den Kontinent umkreist und eine
maßgebliche Rolle im Klimageschehen der Antarktis spielt.
Die
Abschwächung der Winde löste eine Art Kettenreaktion in dem
Zusammenspiel zwischen Atmosphäre, Ozean und Eisbildung aus, stellt die
Studie fest. Die Abnahme der Winde führte zu weniger Niederschlag und
begünstigte eine stärkere Vermischung der Wassersäule im Weddellmeer.
Das wiederum erlaubte ein Aufsteigen von wärmerem Tiefenwasser an die
Oberfläche. "Dieses wärmere Wasser schmolz das Eis des Weddell-Meeres
und bescherte uns die große Polynya", erläutert der Kieler
Meeresforscher das komplexe Geschehen.
Mitte der 70er Jahre
konnten sogar Großrechner die riesige Datenmenge, die Satelliten aus
dem All zur Erde funkten, nicht in Echtzeit auswerten. Als sich
schließlich mit Zeitverzögerung das große Loch im Eis vor den Augen der
Wissenschaftler in den Daten auftat, war das Phänomen auch schon wieder
verschwunden. Die umgekehrte Kettenreaktion, ausgelöst durch eine
Verstärkung der Winde über die letzten 20 Jahre, hatte eingesetzt, so
die Erklärung der Autoren Arnold Gordon, Martin Visbeck und Josefino
Comiso.
"Leider gab es für uns damals keine Möglichkeit mehr,
dieses imposante Loch im Eis durch Schiffsbeobachtungen und Messungen
vor Ort zu untersuchen", erzählt Martin Visbeck ein wenig wehmütig.
Seitdem schauen die Wissenschaftler Jahr für Jahr gebannt auf die
Meereisdaten aus der Antarktis. Die Weddell Polynya zeigte sich seit
1976 jedoch nie wieder. Sie bleibt eine außergewöhnliche Erscheinung.
Die
Studie, "A possible link between the Weddell Polynya and the Southern
Annular Mode" von Gordon, A.J., Visbeck, M. and J. Comiso (2007) in
Journal of Climate, Vol. 20, pp. 2558-2571, ist zu lesen unter http://www.ifm-geomar.de/index.php?id=visbeckpubs
Quelle: Pressemitteilung Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel