Anonyme Babyabgabe per Klappe doch zwecklos?
Archivmeldung vom 24.10.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakFachleute sind sich derzeit uneinig, ob der Sinn und Zweck der Babyklappen nicht doch verfehlt wurde. Eine Babyklappe ermöglicht es Müttern in Notsituationen, ihr Neugeborenes anonym zur Adoption freizugeben, um das Kind in gute Obhut zu bringen. Beurteilt wurde ein Zeitraum von acht Jahren.
Experten haben bei einer Anhörung des Deutschen Ethikrats massive Kritik an Babyklappen und Möglichkeiten anonymer Geburt geäußert. Keiner der acht Sachverständigen sah am Donnerstag in Berlin Belege dafür, dass die Einführung dieser Angebote seit dem Jahr 2000 zu einem Rückgang von Neugeborenen-Tötungen geführt habe.
Nicht weniger Aussetzungen und Tötungen
Joachim Neuerburg, Chefarzt einer Herner Frauenklinik, meinte, die Möglichkeit anonymer Geburten verhindere weder Kindsaussetzungen noch -tötungen. Sie schaffe "faktisch rund 100 neue Findelkinder" jährlich. Solche Angebote senkten die Hemmschwelle für eine Abgabe oder "Entsorgung" eines Problems.
Ulrike Herpich-Behrens, Leiterin des Referats Soziale Dienste bei der Berliner Wissenschafts-Senatsverwaltung, berichtete von 58 Fällen seit 2001, bei denen in Berlin Frauen anonym entbunden oder Kinder in eine Babyklappe gelegt hätten. Weniger Kindstötungen seien seitdem nicht registriert worden. Zudem würden die Frauen womöglich unter Druck gesetzt, das Kind abzulegen. Jedenfalls hätten mehrfach Männer vor einer Nutzung von Babyklappen telefonisch Details erfragt.