Solarflugzeug startet internationalen Flug
Archivmeldung vom 30.04.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer erste internationale Flug des Solarflugzeuges Solar Impulse HB-SIA steht unmittelbar bevor. Der Prototyp des Teams um André Borschberg und Betrand Piccard ist ab 2. Mai startklar für die Zwölf-Stunden-Strecke vom Schweizer Flugplatz Payerne bis zum Brüssel International Airport. "Ziel des Fluges ist es, europäische Institutionen zu ehrgeizigen Zielen bei erneuerbaren Energien zu ermuntern. Dafür kann ein fliegendes Flugzeug, das ganz ohne Treibstoff auskommt, das beste Vorbild sein", erklärt Solar Impulse-Sprecherin Alexandra Gindroz im pressetext-Interview.
Ambitioniert ist der Prototyp von Solar Impulse auf jeden Fall. 12.000 Solarzellen auf den 200 Quadratmeter großen Flügelflächen versorgen die 400 Kilogramm schweren Lithium-Polymer-Batterien, mit denen vier Zehn-PS-Elektromotoren angetrieben werden. Das einsitzige Luftgefährt ist mit insgesamt 1,6 Tonnen ein Fliegengewicht - besonders angesichts der Flügelspannweite, die mit 63,4 Metern jener des Airbus A340 gleichkommt.
Schon im Vorjahr versuchte Solar Impulse den 24 Stunden-Flug, wobei es die zuvor nie gewagte Herausforderung des Nachtfluges zu knacken galt. Während des Tages sollten sich die Batterien laden, dank deren Hilfe der Pilot nachts auf einer Höhe von 1.500 Metern blieb. Das Experiment gelang in 26 Flugstunden - womit zugleich der Rekord des längsten als auch des höchsten Fluges eines bemannten Solarflugzeuges aufgestellt wurde.
Flug über den Behördendschungel
Während der Tag-Nacht-Flug besonders von der Fähigkeit des Piloten abhing, extrem sparsam zu fliegen, ist die größte Hürde für den Vorstoß in den internationalen Flugraum die Bürokratie. "Solar Impulse fällt unter die Gruppe der experimentellen Flüge, für die eine Genehmigung der Luftfahrtsbehörden ungleich schwerer zu bekommen ist. Sowohl die Schweiz als auch Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien haben bisher aber sehr gut kooperiert." In der Vorbereitung und beim Flug selbst sind Meteorologen, Experten der Verkehrskontrolle, IT-Spezialisten sowie auch das Brüsseler Flughafen-Bodenpersonal eingebunden.
Vorbereitung für die Weltumrundung
Als "Hauptmission" des Sonnenfliegers bezeichnet Gindroz allerdings die Weltumrundung, die ihrem Gründer Bertrand Piccard bereits 1999 als erstem Menschen mit einem Heißluftballon geglückt ist. Dazu tüfteln die Ingenieure bereits heute an einem Prototyp-Nachfolger, der für seine Aufgabe allerdings einige Verbesserungen benötigt. Alle derzeitigen Testflüge sind laut der Solar Impulse-Sprecherin dazu gedacht, die nötigen Erfahrungen in der Navigation und Technik zu sammeln.
"Das zweite Flugzeug erhält einen Autopiloten, der dem Piloten mehrere 20-Minuten-Nickerchen pro Tag erlauben soll, zudem auch einen Navigator sowie ein komfortableres Cockpit, bei dem der Pilot seine Position verändern kann. Ohne dieses sind Flüge, die länger als zwei Tage und zwei Nächte dauern, kaum zu bewältigen", so Gindroz. Wegen der nötigen Gewichtseinsparung kommt ein zweiter Pilot nicht in Frage, weshalb bei der Weltumrundung Zwischenlandungen spätestens alle fünf Tage mit einem Pilotenwechsel anstehen werden.
Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner