Psychopathen: Die meisten sitzen nicht im Gefängnis
Archivmeldung vom 10.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Deutschland leben rund eine Million Psychopathen. Das haben neue Studien ergeben. Wie P.M. MAGAZIN berichtet, arbeiten manche von ihnen unerkannt in hohen Führungspositionen.
"Psychopathen bringen Unglück und Zerstörung über die Menschen in ihrem Umfeld", erklärt der emeritierte Professor der University of British Columbia und renommierteste Psychopathen-Jäger der Welt Robert D. Hare. Deshalb sei es "so wichtig, sie erkennen und ihnen begegnen zu können". Hare zufolge sind Psychopathen charmant wie George Clooney, verlogen wie Pinocchio, betrügerisch wie Bernard Madoff, selbstherrlich wie Josef Stalin, aufbrausend wie Adolf Hitler und sexuell untreu wie Giacomo Casanova. Und sie sind nicht dazu in der Lage, Reue oder Mitgefühl mit anderen Menschen zu empfinden.
Zahlreiche Gewaltverbrechen gehen auf ihr Konto. Die meisten Psychopathen jedoch sitzen nicht im Gefängnis, sondern führen ein freies und unerkanntes Leben. "Einige von ihnen arbeiten in den allerhöchsten Positionen der Geschäftswelt", sagt der Tübinger Hirnforscher Niels Birbaumer. "Hier finden sie alles, was sie interessiert: Geld, Macht, Kontrolle über andere Menschen."
Aber was genau unterscheidet erfolgreiche Psychopathen von jenen, die in ihrer Zelle der Todesspritze entgegendämmern? "Der entscheidende Unterscheid ist der Faktor Intelligenz", erklärt Birbaumer. Mit anderen Worten: Der psychopathische Chef ist nicht weniger gewissenlos, manipulativ oder kalt als ein durchgeknallter Serienkiller, jedoch zu schlau, um sich in allzu große Gefahr zu begeben - oder sich erwischen zu lassen.
Nach einem Patentrezept für den Umgang mit Psychopathen fahnden die Experten vergeblich. "Halte dich von ihnen fern", lautet der schlichte Rat, den Hare und der Psychologe Paul Babiak in ihrem Buch "Menschenschinder oder Manager" geben.
Quelle: P.M. MAGAZIN (Ausgabe 01/2010 ab morgen im Handel)