Deutscher Astrophysiker erhält Physik-Nobelpreis
Archivmeldung vom 06.10.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an den englischen Mathematiker Roger Penrose, den deutschen Astrophysiker Reinhard Genzel sowie die US-Astronomin Andrea Ghez. Das teilte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mit.
Penrose wurde für die Entdeckung ausgewählt, dass die Bildung von schwarzen Löchern eine robuste Vorhersagung der allgemeinen Relativitätstheorie ist. Die anderen beiden werden für die Entdeckung eines supermassereichen kompakten Objekts im Zentrum der Milchstraße ausgezeichnet. Der Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen, umgerechnet etwa 950.000 Euro, dotiert.
Am Montag hatte das Karolinska-Institut bereits verkündet, dass der Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr an die US-Virologen Harvey Alter und Charles Rice sowie den britischen Biochemiker Michael Houghton geht.
Sie waren für ihren Beitrag zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus ausgewählt worden.
Am Mittwoch wird die Akademie den Träger der Auszeichnung in dem Bereich Chemie publik machen - der Literaturnobelpreis folgt am Donnerstag.
Der Träger des Friedensnobelpreises wird am Freitag in Oslo bekannt gegeben.
In der kommenden Woche folgt noch der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften.
Der Nobelpreis gilt als die höchste Auszeichnung in den berücksichtigten Disziplinen und wird jedes Jahr an Alfred Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo übergeben, alle anderen Preise in Stockholm.
Merkel gratuliert deutschem Physik-Nobelpreisträger
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem neuen
Physik-Nobelpreisträger, Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik, gratuliert. "Eine großartige Anerkennung für
Ihre bahnbrechende Leistung bei der Erforschung Schwarzer Löcher:
Herzlichen Glückwunsch zum Physik-Nobelpreis, Reinhard Genzel", ließ
sich die Kanzlerin am Dienstagnachmittag von Regierungssprecher Steffen
Seibert zitieren.
Merkel ist selbst promovierte Physikerin. Genzel erfuhr von seinem
Nobelpreis nach eigenen Angaben inmitten einer Videokonferenz. "Ich war
wie üblich dieser Tage in der Pandemie in einem virtuellen Arbeitsraum
mit 20 anderen, um dort Beschlüsse zu fassen und dann kam der Anruf,
er war sehr stereotypisch, so wie man es von Kollegen gehört hat", sagte
er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Mittwochsausgaben). "Es ist
unglaublich, ich bin natürlich wahnsinnig aufgeregt das ist eine tolle
Sache."
Der Astrophysiker, der als einer von drei Forschern den Preis für die Forschung an Schwarzen Löchern und die Entdeckung eines supermassiven kompakten Objekts im Zentrum der Milchstraße bekommt, lobte seine Forschungsbedingungen in Deutschland. "Das Tolle ist ja, dass ich hier bei der Max-Planck-Gesellschaft in einem Paradies bin. Ohne die Gesellschaft und was sie für mich getan hat, auch meine Gruppe über all die Jahre, wäre das alles nicht möglich gewesen", sagte Genzel dem RND. Er wolle weiter forschen und hoffe, dass die Messungen in Zukunft durch neue Technik noch präziser werden. "In etwa 15 oder 20 Jahren hofft die Europäische Raumfahrtorganisation ESA ein Weltraumexperiment in den Weltraum zu schießen, das nennt sich Lisa, mit dem man dann die Gravitationswellen-Strahlung von massiven Schwarzen Löchern messen kann, die gerade zufälligerweise einen kleinen Stern verschlucken. Das ist in diesem Sinne das ultimative Experiment ich werde es nicht mehr erleben, aber es wird eine tolle Sache sein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur