Schiffslack als Tarnkappe vor Mikroorganismen
Archivmeldung vom 07.10.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Essener Chemiekonzern Evonik http://corporate.evonik.de hat einen innovativen Antifouling-Belag entwickelt, der bei Schiffen wie eine Art Tarnkappe wirkt und der Seeschifffahrt jährlich hohe Kosten ersparen soll. Konkret handelt es sich um einen neuen Lack, der bereits erfolgreich getestet wurde. Darin befinden sich ein wasserabweisendes Silikon und ein wasserliebendes Polymer. Amphiphile Polymere nennen die Industrieforscher ihr Produkt.
Verwirrte Meeresbewohner
Aufgetragen auf den Schiffsrumpf wechseln sich wasserabweisende und wasseranziehende Bereiche ab. Die wasseranziehenden Regionen sehen auf Sicht der Mikroorganismen wie Wasser aus - eine Ansiedlung von Mikroorganismen ist demzufolge zwecklos. "Der Wechsel mit den wasserabweisenden Bereichen verwirrt die Kleinstlebewesen zusätzlich", so die Evonik-Forscher. "Sie erkennen die Oberfläche nicht mehr zweifelsfrei. In dieser Unsicherheit bleiben sie dem Rumpf meist fern."
Die Pfiffigsten, die sich nicht täuschen lassen, haben dennoch kaum Chancen, sich an den Schiffsrumpf zu heften. Spätestens dann, wenn das Schiff Fahrt aufnimmt, werden sie wieder abgewaschen. Das liegt an der sehr geringen Oberflächenspannung und der extrem glatten Oberfläche des Basismaterials, aus dem die neue Farbe hergestellt wird. "So gelingt es uns, neue Lösungen für Lacke zu entwickeln, die Schiffe vor Bewuchs schützen - und zwar ohne die Organismen direkt anzugreifen", sagt Entwicklungsleiter Stefan Silber.
Weniger CO2 und Kosten
Der Biofouling genannte Rumpfbewuchs treibt den Spritverbrauch und so die CO2-Emissionen auf den Weltmeeren in die Höhe. Die International Maritime Organization http://www.imo.org schätzt, dass Biofouling jährlich Kosten im Milliarden-Dollar-Bereich verursacht. Während glatte Oberflächen mit geringem Widerstand durchs Wasser fahren, steigt die Reibung mit jedem neuen Mikroorganismus an, der sich unter einem Schiff niederlässt. Die Reedereien sind deshalb gezwungen, diesen Bewuchs regelmäßig entfernen und den Rumpf neu beschichten zu lassen. Künftig wird es bis zur Erneuerung wohl deutlich länger dauern.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens