100 Mio. Jahre alte Urzeit-Kakerlake entdeckt. Neue Familie räuberischer Schaben.
Archivmeldung vom 19.05.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWissenschaftler haben eine neue Familie räuberischer Schaben aus dem kreidezeitlichen Burma-Bernstein (100 Millionen Jahre alt) beschrieben.
Die Insektenforscher Peter Vršanský vom Geologischen Institut in Bratislava und Günter Bechly vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart haben im kreidezeitlichen Bernstein aus Burma eine neue Insektengruppe entdeckt, die sich von allen anderen bekannten, lebenden oder ausgestorbenen Insekten stark unterscheidet. Es handelt sich um eine neue Familie räuberischer Schabenartiger, die in die frühe Verwandtschaft der Gottesanbeterinnen gehören, aber völlig andere Anpassungen zur Jagd besaßen. Sie hatten keine Fangbeine, sondern lange Beine zum schnellen Laufen und einen sehr beweglichen Kopf mit extrem langen Tastern, die fast wie ein viertes Beinpaar wirken. Zusammen mit dem erhaltenen Färbungsmuster und den großen Augen deuten diese Anpassungen darauf hin, dass es sich bei den etwa 1 cm großen Tieren um dämmerungsaktive Pirschjäger handelte, die vor knapp 100 Millionen Jahren in einem tropischen Araukarien-Wald ihrer Insektenbeute nachstellten. Die neue Schabenart wurde von den Forschern Manipulator modificaputis genannt.
Im Erdmittelalter gab es verschiedene Gruppen solcher schabenartiger Insekten, die unabhängig voneinander eine räuberische Lebensweise entwickelten. Fast alle dieser Raubinsekten sind später ausgestorben, so z.B. die großen Raphidiomimidae und die neu entdeckten Manipulatoridae. Nur die Gottesanbeterinnen gibt es bis heute.
Der Burmesische Bernstein, der am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart einen neuen Sammlungsschwerpunkt darstellt, erweist sich zunehmend als eine der reichhaltigsten Quellen für wichtige neue Erkenntnisse zur Evolution der Insekten.
Die Entdeckung der neuen Familie räuberischer Schaben wird in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift Geologica Carpathica wissenschaftlich beschrieben.
Quelle: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart (idw)