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Bürger wissen über Nanotechnologie kaum Bescheid

Archivmeldung vom 22.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Universität Bonn
Universität Bonn

Die Nanotechnologie weckt diffuse Hoffnungen. Ihr Nutzen wird vom überwiegenden Teil der Deutschen höher eingeschätzt als die möglichen Risiken. Gleichzeitig hat nur ein geringer Teil der Bevölkerung eine klare Vorstellung davon, was unter dem Begriff überhaupt zu verstehen ist. Das ist das Resümee einer Studie, die ein Forscher der Universität Bonn zusammen mit Wirtschaftspsychologen durchgeführt hat.

Die Ergebnisse sowie ein Vergleich zu Untersuchungen aus anderen Ländern sind nun in der Zeitschrift „Journal of Nanoparticle Research“ erschienen (doi: 10.1007/s11051-009-9653-7).

Die Forscher hatten eine psychologische Grundlagenstudie zur Wahrnehmung der Nanotechnologie durchgeführt und anschließend 1.000 Verbraucher telefonisch zu diesem Thema befragt. Dabei offenbarten die Teilnehmer Unkenntnis darüber, was unter dem Begriff überhaupt zu verstehen ist.  „Er wird von den Befragten vor allem mit der Informationstechnologie und dem Lotuseffekt assoziiert“, erklärt Dr. Johannes Simons von der Universität Bonn. Der Mitarbeiter der  Abteilung Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat die Studie zusammen mit den Wirtschaftspsychologen Carl Vierboom und Ingo Härlen durchgeführt.

„Dennoch ist der Begriff insgesamt positiv besetzt“, stellt Simons fest. „Nanotechnologie gilt als intelligente Nachahmung der Natur. Viele Verbraucher hoffen, dass sich durch ihre Anwendung wichtige Probleme in der Medizin oder im Umweltbereich lösen lassen. Abschreckende Bilder, wie sie zum Beispiel im Zusammenhang mit der Gen- oder der Atomtechnologie verbreitet sind, verbinden sie mit dem Begriff spontan nicht.“

Ein wenig anders sah es aus, wenn die Teilnehmer speziell zu so genannten „Nanoteilchen“ befragt wurden. In diesem Zusammenhang konnten die Forscher relativ einfach Negativassoziationen aktivieren. So stellten die Befragten Parallelen zu freien Radikalen, zu Asbest oder zu Feinstaub her. Kritisch sahen die Befragten zudem den Einsatz von Nanotechnologie in Kosmetika oder Lebensmitteln: „Wenn die entsprechenden Produkte am oder im Körper wirken, werden die Vorbehalte größer“, betont Simons. Eine Ausnahme bilde die medizinische Nutzung der Technologie. Die Hoffnung auf Heilung übertreffe in diesem Fall die Angst vor den kleinen Teilchen.

Technologie hat längst in den Alltag Einzug gehalten

Das Schlagwort Nanotechnologie bezeichnet die Entwicklung von Werkstoffen oder Bauteilen, die aufgrund der geringen Größe ihrer Komponenten besondere Eigenschaften aufweisen. Nanotechnologie hat längst in unseren Alltag Einzug gehalten: Nanopartikel schützen in Sonnencremes die Haut vor UV-Strahlung; in Fassadenfarben sorgen sie dafür, dass Graffiti leicht abgewaschen werden können. Auch in Zahnfüllungen kommen nanotechnologische Produkte zum Einsatz. „Dennoch werden Chancen und Risiken dieser Technologie öffentlich kaum diskutiert“, bedauert Simons. Die Wissenschaftler raten dazu, Kommunikationsstrategien zu entwickeln, mit denen die Verbraucher trotz fehlenden Wissens im Falle von Risiken angemessen informiert werden können.

Das Projekt wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Auftrag gegeben und finanziert. 

Quelle: Universität Bonn

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