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Zuseher erhöhen die Moral

Archivmeldung vom 18.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Christoph Bordeck  / pixelio.de
Bild: Christoph Bordeck / pixelio.de

Wer sich beobachtet weiß, verhält sich selbst moralischer - und beurteilt zugleich andere weit strenger. Was Forscher in der Zeitschrift "Evolutionary Psychology" zeigen, könnte die Entwicklung der Religion erklären. Die Vorstellung eines Gottes, der allgegenwärtig ist, alles sieht und weiß, hat vielleicht dazu beigetragen, dass sich in der Gesellschaft derart komplexe Formen der Kooperation entwickelt haben, so die Hypothese der Forscher.

Zwei Versuche führten die australischen und englischen Wissenschaftler zu diesem Ergebnis. Sie legten 90 Probanden Kurzgeschichten vor, bei denen es um das Behalten einer gefundenen Geldbörse sowie um die Fälschung eines Lebenslaufes ging. Befand sich auf dem Angabezettel ein Augenpaar, so ärgerten sich die Versuchspersonen weit mehr über das Fehlverhalten der Personen der Geschichte als wenn zwei Blumen aufgedruckt waren.

Noch deutlicher zeigte sich dieser Mechanismus, als man einen Kaffeekassa für den Einwurf eines freiwilligen Beitrags mit einem Augenpaar versah. Die Kaffee- und Teetrinker warfen künftig eine dreimal höhere Summe hinein als zuvor.

Selbsterkenntnis und Emotionen

"Die Augen dürften internalisierte moralische Normen verstärken und zu einer Art Selbsterkenntnis führen", erklärt Studienleiter Pierrick Bourrat von der Universität Sydney http://sydney.edu.au das Phänomen. Auch ein mentaler Mechanismus dürfte im Spiel sein, da Menschen sehr um ihr Image bei anderen besorgt sind. Beobachtung löse eine Überprüfung aus, ob die eigenen Handlungen den akzeptierten moralischen Standards entsprechen.

Das Angesehenwerden verändert auch die Emotionen, haben Kölner Neurowissenschaftler gezeigt. Erst bei direktem Blickkontakt werden Gehirnregionen aktiv, die Gefühle verarbeiten. Freundliche Blicke wie etwa mit einem Lächeln regen dabei die Gesichtsmuskeln zur Nachahmung an, während uneindeutige eher Grübeleien auslösen. Ob es sich beim Betrachter um reale oder virtuelle Figuren handelt, spielt dabei keine Rolle - was ein Erfolgsgeheimnis vieler Medienformate sein dürfte.

Quelle: www.pressetext.com Johannes Pernsteiner

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