Psychologin: "Autofahren ist nichts für Menschen"
Archivmeldung vom 20.09.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMenschen sind alles andere als reif für fahrerlose Autos. Zu diesem Ergebnis kommt die dänische Verkehrspsychologin Mette Møller von der Technischen Universität Dänemark. "Denn das menschliche Gehirn hat sich seit der Steinzeit nicht bewegt." Vom evolutionären Standpunkt aus sei es zum Autofahren gar nicht geeignet.
Fehldeutung von Mikrosignalen
Der Mensch lernt laut Møller dazu und wird sicherer im Verkehr. Doch Menschen neigen zu Fehlern, das sei unvermeidlich. Zudem seien viele Fahrer so töricht zu glauben, dass sie gleichzeitig telefonieren und die Straße im Auge behalten können. Zudem werden Mikrosignale meist nicht richtig gedeutet - etwa Anzeichen, dass ein vorausfahrendes Auto kurz davor steht, abzubiegen. "Von der Deutungsfähigkeit sind wir noch Lichtjahre entfernt", glaubt Møller.
Viele dieser Risiken könnten technisch ausgeschaltet werden, etwa durch ein Abstandswarngerät, das zu dichtes Auffahren verhindert. Doch es bleibe noch eine gewaltige Aufgabe übrig: Das Zusammenspiel der "Fahrer" autonomer Autos und der übrigen Verkehrsteilnehmer. "Was geschieht beispielsweise, wenn Fußgänger sorglos eine Straße überqueren in der Erwartung, das Auto, das sich nähert, sei autonom und werde schon rechtzeitig anhalten?" Menschen hielten sich nicht immer an allgemein gültige Regeln.
Gewaltiger Paradigmenwechsel
Außer diesen Problemen sieht Møller noch ein weiteres Hindernis, autonom fahrende Auto zu akzeptieren. Pkw seien von jeher ein Synonym für Individualität und Freiheit. Das ändere sich grundlegend, weil die Menschen in autonom fahrenden Autos nicht mehr den gleichen Einfluss auf ihre Fortbewegung haben wie heute. Die Automatisierung des Autofahrens sei ein Paradigmenwechsel. Møllers Resumee: Die Technik habe ein gewaltiges Potenzial, weil sie die beschränkten Möglichkeiten des Menschen kompensiere. Um dieses auszuschöpfen, sei es allerdings nötig herauszufinden, wie Menschen und Technik am besten zusammenarbeiten.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens