Biokunststoffe könnten auch in Traktoren die Richtung angeben
Archivmeldung vom 21.10.2017
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas IfBB unterstützte die elobau GmbH & Co. KG dabei, ihren Multifunktionsgriff aus einem glasfaserverstärkten biobasierten Kunststoff herzustellen. Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung erfolgte im Rahmen des durch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) geförderten Verbundprojektes „Verarbeitung von Biokunststoffen“.
Mit dem „Joystick“ in der Hand können sich einige Schlepperfahrer an eine Spielkonsole erinnert fühlen und für einen Moment die viele PS starke Maschine vergessen. Der Griff liegt ergonomisch in der Hand und dient der Fahrtrichtungssteuerung, dem Heben und Senken der Gabeln von Flurförderfahrzeugen sowie dem Bedienen verschiedener Anbaugeräte.
Die Firma elobau hat diesen Griff bereits vor zehn Jahren konzipiert und stellt ihn seitdem aus einem herkömmlichen, erdölbasierten PA (Polyamid) her. Gemeinsam mit dem IfBB konnte für diese Musteranwendung nun auch ein biobasiertes Material gefunden werden, das allen Anforderungen an die Verarbeitung gerecht wird. Zukünftig sollen auch weitere Bauteile wie Armlehnen aus diesem Material produziert werden.
Mit seiner auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Firmenphilosophie steht der Einsatz von Biokunststoffen schon sehr lange auf der Agenda von elobau. Allerdings waren die ersten Erfahrungen des Prozessverantwortlichen mit Biokunststoffen, damals noch in einem anderen Unternehmen, keine guten. „Wir bekamen ein mit Holzspänen versetztes PP (Polypropylen) und die Information: Bei der Verarbeitung bleibt alles beim Alten – stimmte leider nicht. Darum war ich auch etwas skeptisch, als meine Kollegen aus der Entwicklungsabteilung bei elobau mit der Idee kamen, einmal glasfaserverstärktes Bio-PA zu testen“, so Patrick Berger, Mitarbeiter in der Arbeitsvorbereitung bei elobau. „Allerdings bekamen wir dieses Mal professionelle Unterstützung durch das IfBB, sowohl bei der Materialauswahl als auch bei den ersten Abmusterungen und der Adaptierung der Verarbeitungsparameter.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nachdem die Maschinenparameter auf das neue Material angepasst wurden, lief der Prozess reibungslos. „Ein enormer Vorteil“, meint Patrick Berger, „wir können den Verarbeitungsprozess genauso stabil fahren wie zuvor und für den Nutzer gibt es keinen Unterschied in der Haptik.“
Und der Preis? „Der Geschäftsführung ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen, obwohl allen klar ist, dass die neuen Materialien und damit auch das neue Produkt etwas teurer sein werden, zumindest anfänglich, bis die Produktionszahlen steigen, dann gleichen sich die Material- und Produktionskosten sicher auch wieder den derzeitigen Kosten an“, so Herr Berger.
Quelle: Hochschule Hannover