Kluge Köpfe irren öfter
Archivmeldung vom 13.09.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Psychologen Keith Stanovich und Richard West haben dazu beigetragen, dass der IQ in einem neuen Licht erscheint. Ausgehend von Erkenntnissen des Princeton-Professors und Nobelpreisträgers Daniel Kahneman haben sie typische menschliche Denkfehler unter der Fragestellung untersucht: Wie hängen sie mit dem Intelligenzgrad zusammen? Das Ergebnis hat sich in verstörenden Schlagzeilen niedergeschlagen wie "Kluge Köpfe irren öfter".
Der Zeitschrift P.M. MAGAZIN (Ausgabe 10/2013) zufolge gehört zu den vielen Tests, bei denen sich das herauskristallisiert hat, einer mit Seerosen im Teich: Ihre Fläche verdoppelt sich jeden Tag, es dauert 48 Tage, bis die Pflanzen den Teich komplett bedecken. Wie lange brauchen sie für die halbe Wasseroberfläche? Die meisten teilen spontan 48 durch 2, aber die richtige Antwort lautet natürlich 47 Tage. Die befragten Studenten lagen überwiegend falsch, hatten aber in den Aufnahmeprüfungen für die Uni überdurchschnittlich viele Punkte bekommen. Und das Erstaunlichste: Je klüger die Studenten waren, desto eher fielen sie in die aufgestellten Denkfallen.
Grund dafür ist, dass es neben den vielen blinden Flecken unserer Vorurteile auch noch einen Mega-Blinden-Fleck gibt. Einen "Bias Blind Spot", der uns die kleinen blinden Flecken übersehen lässt. Gerade die Intelligenten registrieren gnadenlos genau die kognitiven Unzulänglichkeiten von Freunden und Feinden, sind aber absolut sicher, selbst von diesen Denkfehlern frei zu sein. Im Normalfall ruhen sie sich in der Vorstellung aus, den anderen klar überlegen zu sein. So kam Stanovich zu dem Ergebnis, dass die gemessene Intelligenz nur geringen Einfluss darauf hat, inwieweit ein Mensch zu richtigen Entscheidungen fähig ist.
Der IQ misst zwar mentale Qualitäten wie Abstraktionsvermögen und die Kapazität des Arbeitsspeichers in der Hirn-Festplatte, doch um rational zu entscheiden, muss etwas dazukommen, das sich als "Kontrolle" zusammenfassen lässt. Kontrolle über Emotionen und unbewusste Assoziationen.
Quelle: Gruner+Jahr, P.M. Magazin (ots)