Das Firmament im Film
Archivmeldung vom 14.10.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher der Max-Planck-Institute für Astronomie in Heidelberg und für extraterrestrische Physik in Garching haben mit Kollegen aus den USA und Großbritannien ein Konsortium zur Nutzung eines hocheffizienten neuen Teleskops auf dem Berg Haleakala auf der Insel Maui (Hawaii) gebildet. Dieses Teleskop wird große Teile des Firmaments wiederholt in mehreren Farben und mit hoher Empfindlichkeit kartieren - dabei wird der erste digitale "Film" entstehen, der zeitliche Veränderungen am Himmel festhält.
Das PanSTARRS1-Konsortium wird Daten des 1,8-Meter-Teleskops PS1
der Universität Hawaii verwenden, in denen Milliarden neuer Sterne, Planeten,
Galaxien und Objekte unseres Sonnensystems zu entdecken sind - darunter die
unsere Erde gefährdenden "Killerasteroiden". Aus diesen Daten soll die bisher
umfassendste dreidimensionale Karte des Universums entstehen.
Zu dem
Konsortium, das diese Daten sammeln und interpretieren wird, gehören die
Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland, die University of Hawaii, das
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und die Johns Hopkins University in
den USA sowie eine Gruppe von Universitäten in Großbritannien. Gemeinsam wird
das Konsortium die notwendigen Messinstrumente, die Software für das Teleskop
und die Datenauswertung sowie die Betriebskosten für die Durchmusterung
innerhalb von dreieinhalb Jahren bereitstellen.
Das Teleskop besitzt
einen Hauptspiegel mit 180 Zentimeter Durchmesser. Seit Juni in Betrieb,
durchläuft es gegenwärtig die notwendigen technischen Tests und wird im nächsten
Jahr einsatzbereit sein. Es wird bald mit der weltweit größten Digitalkamera
ausgestattet, die Wissenschaftler unter der Leitung von John Tonry an der
Universität Hawaii bauen. Diese Kamera wird 1,4 Milliarden Pixel haben - etwa
300-mal so viel wie eine normale Digitalkamera; ihr Bildfeld umfasst am Himmel
eine Fläche von sieben Quadratgrad. Dieses enorme Bildfeld, die hohe
Empfindlichkeit der Detektoren und die überragende optische Qualität des Systems
werden eine wiederholte, schnelle Abbildung des gesamten von Hawaii aus
sichtbaren Firmaments ermöglichen.
Die Forscher erwarten von dem Gerät
einen "astronomisch" hohen Datenstrom von mehreren Terabytes pro Nacht, sodass
sie neue Verfahren zur Verwaltung, Auswertung und Archivierung entwickelen
müssen. Die Bilder - zu einer Karte und zu einem die zeitabhängigen Abläufe am
Himmel erfassenden "Film" zusammengesetzt - sollen ein wertvolles Archiv bilden,
das nach Abschluss des Projekts allen Forschern weltweit zur Verfügung stehen
wird. Auf der Grundlage dieser Daten werden Wissenschaftler der beiden
Max-Planck-Institute eine Reihe von Schlüsselprojekten leiten.
So will
sich das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg der Suche nach
extrasolaren Planeten widmen. Die PS1-Durchmusterung wird voraussichtlich zur
Entdeckung etwa hundert jener jupiterähnlicher Planeten führen, die vor ihrem
Zentralstern durchziehen und dabei dessen Helligkeit für kurze Zeit herabsetzen.
Außerdem wird das Heidelberger Institut die Arbeiten an einer neuartigen,
dreidimensionalen Karte unseres Milchstraßensystems und seiner Umgebung
leiten.
Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching
wird ein Projekt zur Erforschung der dunklen Energie führen, das auf der
Entwicklung der großräumigen Verteilung massereicher Galaxien beruht. Die dunkle
Energie beschleunigt die Expansion des Universums, und ihr Ursprung zählt zu den
grundlegenden Fragen der modernen Physik.
Die beim gesamten PanSTARRS-Projekt entstehende Datensammlung wird gewiss auch eine wertvolle Grundlage für Nachbeobachtungen an den Großteleskopen bilden, etwa am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte oder am Large Binocular Telescope in Arizona.
Quelle: Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.